Der TSV...
München von 1860, seines Zeichens Fußballverein, hat da so nen Anhänger, auch Fan genannt, meinereiner. Nur, irgendwas ist da in den letzten zwei jahren gewaltig schief gelaufen. Mensch was waren das noch für Zeiten, diese Spannung welche bereits am Montagmorgen (sofern das Spiel am Wochenende war) aufkam, dieses entgegenfiebern dem Spieltag. Dann das wuschig-nervöse Bündel welches ich am Spieltag selbst war, diese ausgelebten Emotionen im Gäste- oder Heimbloick, je nachdem wo gespielt wurde. Dazu natürlich noch der Rausch alkoholischerweise in Verbindung mit ner Menge Spaß mit Freunden. Und nach dem Spiel: entweder das Feiern eines Erfolges (ganz selten) oder aber man feierte gezwungenermaßen sich selbst (öfter).

Und nu? Wat war ich doch froh als die jeweils letzten beiden Spielzeiten rum waren. Nicht nur wegen des eher mauen sportlichen Abschneidens, auch der Querelen rund um den Verein wegen. Es ist die schon räumliche Nähe zum Verein, die einem zum Verhängnis wird. Denn automatisch mit dieser Nähe fängt man doch an sich für das Innenleben "seines" Vereins zu interessieren. Ein kleiner Zwischenfall, wie die hier beschriebenen Polizeiausschreitungen und das anschließende Engagement, meinereiner gehört mit zu den Klägern, führen dazu, dass man automatisch etwas tiefer eintaucht in das Innenleben des Vereins. Sofern man sich natürlich nicht nur auf Medienberichte verlässt, welche doch sehr oft ein stark *hüstelt* verfremdetes Bild der Lage abgeben versteht sich.

Man kommt doch im Laufe der Zeit automatisch in Kontakt mit verschiedenen Fangruppierungen, seien es nun beispielsweise die Ultras, im Famdachverband organisierte Fanclubs, unabhängige Fanclubs oder Vereinigungen wie beispielsweise PRO 1860 oder aber die Löwenfans gegen Rechts (letztere übrigens mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet. Es entwickelt sich ein Fandasein, welches weit hinaus geht über den reinen Besuch der Spiele, sei es nun daheim oder auswärts. Man beteiligt sich mehr oder minder aktiv an Ausstellungen, besucht Fanfeste, Stammtische und ähnliches und beginnt nun natürlich auch Vorgänge innerhalb des Vereins zu hinterfragen

Nun ist der TSV nicht unbedingt bekannt als Hort der Ruhe, Verein des sportlichen Erfolgs, des gesunden finanziellen Gebarens. Baustellen rund um den Verein aufzuzählen ließen sich natürlich zuhauf. Da wär beispielsweise allein schon der Spielort der Profimannschaft: zur Untermiete beim Lokalrivalen (!) (ja genau, bei dem, da aus der Säbener Straße, der wo viel Geld hat, und immer sportlichen Erfolg, und gesund wirtschaftet, und eine mehr als prall gefüllte Pokalvitrine, und der auch als "FC Hollywood" bekannt ist, bei dem es bereits eine Katastrophe ist mal die Plätze 2-4 zu belegen was leider viel zu selten vorkommt, BAH, nich meins, dieser Lokalrivale). Nun, allein schon die Untermiete beim Lokalrivalen, dazu noch zu ruinösen Konditionen. Eingefädelt wurde das ganze damals von einem größenwahnsinnigen Präsidenten, unterstützt von einem auf Linie gebrachten Fandachverband (Verlinkung zu dem weiter oben), abgenickt von einem willfährigen Aufsichtsrat. Dem gehörte übrigens damals schon, wie auch bei weiteren für die Zukunft katastrophalen Entscheidungen, ein gewisser Herr an der sich anschickt demnächst hier im Lande Ministerpräsident werden zu wollen.

Na, auf jeden Fall gab es bereits vor dem gemeinsamen Stadionprojekt mahnende Stimmen, auf sie hören wollte keiner. Nu isses zu spät. Versucht etwas am status quo zu ändern hat man im Verein langelange Zeit nichts, im Gegenteil wurde eher versucht an den Symptomen rumzuschrauben anstatt die Ursache des ganzen....ach, wäre evtl. auch zu viel verlangt. Kurzzeitig versuchte man seitens des TSV das Problem sogar mal anzugehen, aber es scheiterten Verhandlungen mit dem Vermieter ebenso wie der Weg über die Gerichte. Der damalige Geschäftsführer durfte gehen. Auch eine Projektgruppe Stadionzukunft in die viele ihre Hoffnung gesetzt hatten scheiterte, diesmal am Veto der Stadt. Wobei sich der Eindruck verfestigte hier scheiterte es allein am Willen, nicht an Sachgründen.

Es ließen sich noch massenhaft Beispiele aufzählen. Da wäre zum einen eine Satzung innerhalb des Vereins welche dem Begriff Demokratie Hohn spricht. Änderungen hier: scheiterten nach viel Einsatz an den festgefahrenen Strukturen innerhalb des Vereins. Oder aber die Problematik mit Nazis in der Kurve. Ja, auch der TSV hat sowas, und das nicht zu knapp. Die "Löwenfans gegen Rechts" (LfgR) führen hier einen Kampf gegen Windmühlen. Da wäre zum einen der Verein an sich, dessen Vertreter natürlich weitaus Besseres zu tun haben als sich auch noch mit solch Lappalien zu beschäftigen. Unterstützung für die LfgR ist da Fehlanzeige, Gesprächstermine werden platzen lassen, aber wenn mal wieder der DFB anklopft oder die Medien wissen wollen was denn nun unternommen wird von Vereinsseite, dann, ja dann werden sie wieder hervorgeschoben die LfgR um zu zeigen "schaut her, wir machen etwas, wir sind aktiv". Mal gespannt wie lang man sich auf seiten der "Löwenfans gegen Rechts" diese Behandlung als Feigenblatt des Vereins noch gefallen lässt.

Zum anderen wären natürlich die Fans an sich noch aufzuzählen. Das oben genannte Naziproblem? Achwas, nicht vorhanden nach Meinung vieler. Da isses egal ob sich hohe Parteikader und Organisatoren rechter Aufmärsche im Stadion tummeln und zum Teil Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen tragen. Nein, man möchte möglichst nicht in seinem Fußballerlebnis gestört werden, schon gar nicht von diesen Kritikern. Das führt dann sogar so weit, dass kritische Fans mit Bierbechern und Feuerzeugen beworfen werden. So geschehen im April diesen Jahres beim Spiel gegen Energie Cottbus. Was damals geschehen war? Nun, Gerüchte um den Einstieg eines Investors schienen sich zu bestätigen, daraufhin beschlossen die Ultras erst einmal eine Gedenkpause einzulegen da sie mit der Aktion nicht umzugehen wussten. Und die anderen Fans? Nun, die Nazis im Block nebenan bekamen Oberwasser da das Korrektiv fehlte, und die anderen Fans waren scheints froh dass es endlich mal gegen diese ungeliebten Ultras ging. Schon flogen die Bierbecher und Feuerzeuge und vereinzelt auch die Fäuste und den kritischeren Fans wurde gewünscht sie mögen doch zum Lokalrivalen gehen.

Ja, die Fans des TSV sind schon ein Kapitel für sich. Ganz grob darf man unterteilen in diejenigen, welche desöfteren Vorgänge hinterfragen und deren Fandasein nicht nur aus dem Besuch der Spiele und der Organisation der Besuche besteht. Aber es gibt auch die eher unkritischen Fans, welche kritische Fragen als störend empfinden, welche einfach nur den Fußball/die Atmosphäre genießen wollen. Grob gesagt lässt sich feststellen, dass die kritischen Fans eher in München zu finden sind. Natürlich haben beide Sichtweisen durchaus ihre Berechtigung, jedoch muss man auch feststellen, dass beim TSV ein extrem hoher Anteil unkritischer Fans sein Unwesen treibt. Aus diesen Reihen werden dann die kritischen Fans diffamiert und mit Schmähungen überzogen wobei sich da beide Seiten nicht all zu viel nehmen dürften. Der hohe Anteil an unkritischen Fans hat allerdings auch bewirkt, dass größenwahnsinnige Mäzene und profilierungssüchtige Politiker den TSV genau in die Lage bringen konnten in der er sich jetzt befindet:

Das ruinöse Mietverhältnis wurde ja bereits angesprochen, intern zerfleischte man sich gern mal gegenseitig im Verein (das Postengeschacher und die Machtspielchen innerhalb dieses Vereins sind immer wieder faszinierend, lähmen diesen aber auf Dauer natürlich), bestehende Probleme werden nicht angegangen uswusf. Und nun das: die fortdauernden finanziellen Probleme verleiteten nun die aktuell an der Spitze des TSV sich Befindenden dazu die Profiabteilungen, also die ausgegliederte KgaA (dazu gehören neben den Profis die Jugendteams ab der U19 aufwärts) an einen Investor zu verkaufen. Ein Investor? Nun, die Kommunikationspolitik rund um den Investoreneinstieg würde ich jetzt gern beurteilen, nur fand sie nicht statt. Der Fan wurde nicht oder nur unzureichend informiert bzw. stellte sich manch Behauptung seitens des Präsidiums des TSV hinterher als reine Schutzbehauptung heraus. Die Medien selbst begleiteten dieses in Deutschland einmalige Vorgehen absolut (!) unkritisch, wie bereits beim Bau der Arena in Münchens Norden wurden kritische Stimmen absolut ausgeblendet bzw. teils sogar ins Lächerliche gezogen.

Erst als es zu ersten internen Reibereien kam, für viele scheint es überraschend zu kommen das nun jemand der Geld in den Verein steckt auch noch mitreden will, kamen die ersten halbwegs kritischen Presseberichte. Guten Morgen liebe Medienvertreter, das mit dem für Sechzig ruinösen Arenabau habter ja auch schon vorher gewusst...Nun, seis drum, verkauft ist verkauft, der Deutsche Meister von 1966 ist nun nur noch Minderheitseigner an der Profiabteilung. 60% wurden verkauft, davon - aufgrund deutscher Rechtssprechung bisher nicht anders erlaubt - 49% stimmberechtigt. Für mich stellt sich die Frage ob dies überhaupt noch mein Verein ist. Verkauft, in Abhängigkeit anderer, mit Strukturen in denen es eher um die Verteilung aller möglichen Posten und Pöstchen und die Erhaltung von Macht innerhalb des Vereins anstatt um die Fans geht, mit absolut unkritischen Fans (Zitat: "Wir stehen zur Führung des TSV, Kritik ist uns fremd" bzw. "Fotografiert die Übeltäter, meldet sie an den Verein, um den Rest kümmert sich der Verein")...

Nun, eine gewisse Entfremdung hat innerhalb der letzten beiden Jahre stattgefunden. Der Enttäuschungen waren es zu viele, der Schläge in die Magengrube ebenfalls. Und irgendwann geht man dann ungewollt schon auf Distanz zu dem ganzen Geschehen, schon rein aus Selbstschutz. Spielerwechsel bzw. Gerüchte rund um den Transfermarkt, sie interessieren einen nicht mehr. Die aktuellen Ansetzungen der Spiele, das kabbeln mit den Gegnerfans, die Vorfreude auf den Besuch in Stadion oder Arena, sind weg. Ja es geht mittlerweile sogar soweit, dass man sich schämt als Fan eines ehemaligen Münchener Traditionsvereins erkannt zu werden. Denn verkörpert dieser Verkauf an den Investor und das ganze drumherum nicht genau das, was man an anderen Vereinen (RB Leipzig, RB Salzburg, Wolfsburg, Hoffenheim) immer verachtenswert fand? Ist man nicht eigentlich Fan eines Münchener Traditionsvereins geworden mit Bindung zum Stadtteil, mit Abgrenzung zum Lokalrivalen, mit dem Image eines "Arbeitervereins"?!

Und nun: Investorenspielzeug. Auf Gedeih und Verderb den Launen des Investors ausgeliefert. Denn selbst als "nur" 49%-Besitzer der Anteile der Profiabteilungen gilt doch ein alter bayerischer Spruch: Wer zahlt schafft an. Nein, mit so etwas kann ich mich nicht identifizieren, mit so etwas will ich mich auch gar nicht identifizieren. Und eine mangelnde Identifikation sorgt natürlich auch dafür, dass ehrenamtliche Arbeit an allen möglichen Fronten einfach nicht mehr geleistet werden kann. Es fehlt die Motivation, und zum anderen stellt sich die Frage warum man seine eigene Arbeitskraft einem Unternehmen zur Verfügung stellen sollte ehrenamtlicherweise. Immerhin hat der Verein noch ein kleines Schlupfloch gelassen: der e.V. selbst, seit Gründung der KgaA nur zuständig für die Jugendmannschaften, hat nun selbst seit dieser Saison wieder zwei Mannschaften im Rennen.

Und so kommts, das Kleinkaffchris nun Spiele der A- und C-Klasse anschaut und der Dinge harrt die da noch kommen mögen. Hoffentlich kommt keiner auf die Idee sich an den beiden neugeschaffenen Mannschaften vergreifen zu müssen, zuzutrauen ist es diesem Verein.
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