Gut und gut gemeint. Hier: der BVB
Der BVB will also etwas gegen Rassismus/Nazis unter der eigenen Anhängerschaft unternehmen und veröffentlichte obiges Video. Feine Sache, das. Rausgekommen ist also ein Video welches auf sehr unterhaltsame Art und Weise hilfreich im Kampf gegen eben Genanntes ist…oder doch nicht?
Glatze ist Glatze…
Glatze (alternativ ein Scheitel a la Gefreiter/Meldegänger), Bärtchen, Springerstiefel, fertig ist er, der Nazi. Irgendwann scheint es mal Mengenrabatt auf Springerstiefel-Bilder gegeben haben, so zumindest der Eindruck wenn man sich die Bebilderung der Artikel zum Thema (Neo)Nazis anschaut. Auch im Video gibt es Genanntes in Massen. Wer mag, kann ja gern mal, siehe letzter Artikel hier, zur Münchner Ausgabe der Montagsdemo gehen. Nazis, ob NPD oder NSU-nah, sind dort (gern gesehene) Gäste und Springerstiefel gibt es dort bei keinem zu sehen. Eine eher spartanische Frisur als politisches Statement übrigens auch nicht. Bei zum Beispiel Breivik und Zschäpe ist nun auch nichts davon bekannt, dass sie sich dem oft gezeigten Bild entsprechend kleideten und von anderen Rassisten und/oder Islamhassern wie beispielsweise Geert Wilders, Stürzenberger und Co. möchte ich gar nicht erst anfangen.
Aber wenigstens kann man sich ja darauf verlassen, dass die Gehirntätigkeit des gemeinen Nazis nicht über der eines Einzellers liegt, oder? Was für ein Glück, dass Nazis zu Dingen, die einen gewissen Organisationsgrad erfordern gar nicht fähig sein können. Undenkbar was passieren würde, wären die Freunde der Ausgrenzung zu geplanten Morden fähig, gar zu einer ganzen Serie an Morden. Oder gar mithilfe einer Bombe von ihrem eigentlichen Ziel ablenken würden. Passiert zum Glück nie. Ernsthaft, das Bild des tumben Nazis ist nicht nur falsch, sondern auch durchaus gefährlich, aber immerhin recht bequem. Sich jetzt hinzustellen und zu betonen, dass man ja nicht so ist wie die in dem Video dargestellten ist sehr einfach. Dumm nur, dass dies auch denen nicht schwerfallen dürfte welche man ja in der Fankurve, und sicherlich nicht nur da, eher ungern sieht.
…und Politik bleibt Politik
Übrigens, selbst für „unpolitische“ Fußballfans dürfte es nicht schwer fallen hier ganz laut zu betonen, mit Sicherheit nicht das geringste mit Nazis und/oder deren Gedankengut am Hut zu haben. Weil Fußball ist Fußball, und Politik ist Politik. Oder so. Auch hier wirkt das Video dann doch eher entgegengesetzt dem eigentlichen Ziel, erschwert es doch eher antifaschistisch engagierten Fans die Argumentation in ihrem täglichen Kampf. Einem Kampf übrigens nicht nur gegen die Freunde gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, sondern auch gegen die, mit Verlaub, ignorante Masse. Denn diese ist es leider, die dem Kampf sehr oft im Weg steht. Und diese "unpolitische" Masse ist es, die sich durch dieses Video bestätigt sieht. Aber eventuell schafft der BVB es ja, hier etwas auf die Beine zu stellen, was wirklich hilft.
(Freitag, 23. Mai 2014)
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gorillaschnitzel,
06. Okt 14
Ja richtig! Den Artikel unterschreibe ich glatt. Aber ein paar Anmerkungen hätte ich dann doch noch:
Klar, das Dortmund-Video ist durchaus ein wenig, naja, tumb. Aber andererseits gab/gibt es grade beim BVB mit Siegfried Borchardt, nicht umsonst genannt "SS-Siggi", und der Borussenfront einige "Fans", die eben den im Film gezeigten Stereotypen durchaus gerecht werden.
Und natürlich: Fußball ist Fußball und Politik ist Politik. Aber Fußball ist (manchmal) auch Politik und Vereine sind auch teilweise entsprechend geprägt: Bei Lazio zeigen sie Hakenkreuze, den faschistischen Gruß und seit Paolo di Canio machen das nicht nur die Fans sondern schon auch mal Spieler. In Livorno singt man bis heute "Bella Ciao", die "Internationale" oder "Bandiera Rossa" und Christiano Lucarelli ist Kommunist und zeigte beim Torjubel die linke Faust oder ein Che-Guevara-Shirt.
Kurz gesagt: Viele Vereine dienten zu manchen Zeiten auch als politisches Ventil: Barcelona FC als Opposition der Katalanen gegen das Franco-Regime, Werder, Schalke, 1860 und der VfB einstmals als "Vorzeigeklubs" der Nazis, Hajduk Split dem kroatischen Nationalismus, St. Pauli der linken Szene Deutschlands, Livorno der italienischen Linken, Roter Stern Belgrad dem serbischen Nationalismus undundund....
Klar, das Dortmund-Video ist durchaus ein wenig, naja, tumb. Aber andererseits gab/gibt es grade beim BVB mit Siegfried Borchardt, nicht umsonst genannt "SS-Siggi", und der Borussenfront einige "Fans", die eben den im Film gezeigten Stereotypen durchaus gerecht werden.
Und natürlich: Fußball ist Fußball und Politik ist Politik. Aber Fußball ist (manchmal) auch Politik und Vereine sind auch teilweise entsprechend geprägt: Bei Lazio zeigen sie Hakenkreuze, den faschistischen Gruß und seit Paolo di Canio machen das nicht nur die Fans sondern schon auch mal Spieler. In Livorno singt man bis heute "Bella Ciao", die "Internationale" oder "Bandiera Rossa" und Christiano Lucarelli ist Kommunist und zeigte beim Torjubel die linke Faust oder ein Che-Guevara-Shirt.
Kurz gesagt: Viele Vereine dienten zu manchen Zeiten auch als politisches Ventil: Barcelona FC als Opposition der Katalanen gegen das Franco-Regime, Werder, Schalke, 1860 und der VfB einstmals als "Vorzeigeklubs" der Nazis, Hajduk Split dem kroatischen Nationalismus, St. Pauli der linken Szene Deutschlands, Livorno der italienischen Linken, Roter Stern Belgrad dem serbischen Nationalismus undundund....