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Sonntag, 18. Dezember 2011
Nazi-Demo 17.12.2011
..schreibt sich jetzt so leicht, Nazi-Demo. Nun denn, die Bürgerinitiative Ausländerstopp (näh, zu sowas verlink ich nicht, oder doch, kchrchrchr) rief am gestrigen Samstag zur Kundgebung im Hasenbergl, genauer: an der U-Bahn-Haltestelle Dülferstraße. Direkt an der U-Bahn-Station, in Sichtweite eines Einkaufszentrums, wurde ein Kfz älterer Bauart geparkt und mit Lautsprechern versehen, dazu noch ein Spruchband ausgerollt mit der Aufschrift "Kriminelle Ausländer raus". Interessant übrigens, dass auf beiden Seiten Löwenfans zugegen waren, also Anhänger des TSV München von 1860 sowohl bei den Gegendemonstranten wie auch bei den Nazis vertreten waren.
Dass der TSV ein handfestes Nazi-Problem hat, ist ja dann doch schon seit geraumer Zeit bekannt, ob man hier von einem Versuch der Unterwanderung der Fanszene sprechen will überlasse ich jedoch den Fachleuten. Zumindest wird versucht Mitglieder zu rekrutieren und Werbung für rechtsextreme Aufmärsche zu machen. Da das Thema momentan eh gerade "in" zu sein scheint, wird endlich auch einmal überregional berichtet und ich bin doch mal gespannt was sich denn nun konkret ändert, wer alles die Initiative ergreift. Bisher war es ja so, dass die Löwen-Fans gegen Rechts da ziemlich allein gelassen wurden bzw. man sie von Seiten der Verantwortlichen gern als Feigenblatt benutzt hat wenn es darum ging Engagement zu zeigen. Es gibt bereits erste Anzeichen, dass sich etwas ändert, allerdings muss sich erst noch zeigen ob die stark erodierte Fanszene die Kraft zur Selbstreinigung besitzt,
Aber ich schweife ab, zurück also zum gestrigen Aufmarsch der BIA. Neben den ca. 10 Nazis versammelten sich auch Gegendemonstranten am zugigen Treffpunkt. Eine bunte Mischung von Jung bis Alt tat recht lautstark ihr Missfallen kund. Trillerpfeifen wurden verteilt, Plakate hochgehalten, Autofahrer zum Hupen animiert etc. Dunkel gekleidete Jugendliche versuchten sich an martialischem Auftreten, die Münchener GRÜNEN wedelten fleißig mit ihren Fahnen, hatten scheints ihren Spaß und warben Neumitglieder und die Polizei hielt sich angenehm zurück. Vom üblichen bedrohlichen Gebaren sah man von Seiten der Staatsmacht diesmal ab, man verhielt sich ruhig.
Zwei Redner der BIA durften sich beweisen, darunter Karl Richter, seines Zeichens Stadtrat und bei seiner Vereidigung durch den Hitlergruß auffällig geworden. Als weiterer Redner trat Karl-Heinz Statzberger ans Mikro, Mitglied des Freien Netz Süd. Letzterer steht übrigens dem Neonazi Martin Wiese recht nahe, einem führenden Neonazi-Kader welcher einen Anschlag auf das Jüdische Kulturzentrum in München plante. Inwiefern beide nun als Hüter der Wahrheit(™) als glaubwürdig anzusehen sind überlasse ich jedem selbst, die Redebeiträge wurden von einem Löwenfan kurz, bündig und treffend zusammengefasst: Bullshit-Bingo vom Allerfeinsten.
Wers nicht kennt: beim Bullshit-Bingo legt man sich im Kopf ein paar (meist ideologische) Kampfbegriffe zurecht welche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fallen werden und hakt diese dann bei Nennung einfach ab. Mehrfachnennungen sind natürlich möglich, allein beim Begriff der Deutschenfeindlichkeit (Hallo Frau Schröder) überlegte ich zwischenzeitlich einen Counter einzuführen. Die Mainstream-Medien durften ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, sind sie es doch die nach Ansicht der Redner die armen Deutschen täuschen und ihnen Multi-Kulti (auch so n Kampfbegriff) unterjubeln wollen. Schon ganz schön fies, wie die Medien angeblich die Herkunft der Straftäter verschweigen, da vergisst man schnell Punkt 12.1 des Pressekodex, nur als Beispiel. Aber bevor es zu sachlich wird weiter mit den Redebeiträgen.
Unerwähnt blieb natürlich auch nicht der Missbrauch der Sozialsysteme durch den Ausländer, und wo wir schon beim Sozial-Darwinismus sind darf natürlich der gute Thilo Sarrazin nicht unerwähnt bleiben, welcher ebenfalls mehrmals erwähnt wurde. Dieser mutige und selbstlose Recke im Kampf für die Wahrheit traute sich nämlich die Wahrheit(™) auszusprechen. Und, wie von Rednerseite betont, setzte er eine wichtige Debatte endlich in Gang. Nun, über das Niveau, die Art und Weise dessen was Thilos Buch folgte braucht man wohl kaum ein Wort zu verlieren, endlich konnte der ach so unterdrückte Deutsche seine tief sitzenden Ressentiments ausleben. Schade nur, dass ein Großteil der Medienmeute bereits längst weitergezogen war als man endlich mal begann sachlich mit den hingeworfenen Thesen und Zahlen sich auseinanderzusetzen.
Die Mordserie der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) wurde natürlich ebenfalls angesprochen. Einerseits wurde von Rednerseite betont, wie verwerflich man doch diese Taten finde, andererseits sofort mit der Zahl der angeblich in einem viel kürzeren Zeitraum allein in München durch Ausländer Getöteten hausieren gegangen. Dass es sich hierbei nicht um Relativierung des rechten Terrors handelt versteht sich von selbst, denn schließlich reicht ja bereits der Hinweis, dass man nicht relativieren wolle und schon ist die Relativierung keine Relativierung mehr. Überhaupt wurde gestern sehr oft mit Zahlen um sich geworfen um das Gewaltpotential des Ausländers zu verdeutlichen. Man meint es ja eigentlich nur gut, und habe nichts gegen den Ausländer welcher als Gemüsehändler sein Geld verdient, nur arbeitslos dürfe er nicht sein. Denn dann nutzt er die Gastfreundschaft des Deutschen und die Wohltaten des deutschen Sozialstaates nur aus (Ähnlichkeiten zum neoliberalen Neusprech natürlich rein zufällig). Natürlich ist dies alles nachzulesen beim bereits erwähnten SPDler, denn die Mainstream-Medien verschweigen so etwas ja bewusst.
Ja, man neigte doch zu Wiederholungen am gestrigen Nachmittag. Vermutlich deswegen, da sonst den Umstehenden das Ausmaß der Gefährlichkeit von Multi-Kulti (achja: BINGO!!!) nicht so ganz klar wird. Statt des durch die unwissenden und fehlgeleiteten Demonstranten praktizierten Niederbrüllens/-pfeifens forderte man offene Diskussion und betonte immer wieder, dass man doch derjenige mit den besseren Argumenten sei. Zugegeben, an dieser Stelle konnte ich mir ein innerliches "Au JA!!!" nicht verkneifen. Denn sind es nicht gerade die vom rechten Rand, welche immer wieder Diskussionen stören und behindern? Sind sie es nicht, die immer und immer wieder zum Vereinfachen von komplexen Sachverhalten neigen? Welche immer wieder ausweichen sobald sie argumentativ ins Hintertreffen geraten? Nun, einerseits ist es natürlich wichtig sich den Nazis in den Weg zu stellen und ihnen zu zeigen, dass sie unerwünscht sind. Aber meiner Meinung nach ist es mindestens ebenso wichtig deren scheinbare Argumenete nicht unwidersprochen stehen zu lassen.
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