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Montag, 27. Oktober 2014
von Hools, Fans und Wutbürgern
HoGeSa, Hooligans gegen Salafisten, nannte sich der Spaß da gestern in Köln. Es sind jedoch nicht mal die Teilnehmer und der Ablauf der Demo selbst die dafür sorgen, dass der Kopf sich in rhythmischen Schlägen langsam mit der Tischplatte vereint.
Das sind keine Fußballfans!!ELF!!DRÖLF!!!
Obige Aussage ist sehr interessant. Die Mobilisierung lief länder- und szeneübergreifend, und das auch noch sehr offen. Das Motto „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“ dürfte jetzt dem fußballaffinen eher nicht unbekannt sein. Und selbst für Ungeübte und eher szeneferne (lies: mich *hüstelt*) war es ein leichtes innert kürzester Zeit die Beteiligung der eigenen Fanszene an der Aktion festzustellen. In homöopathischer Dosis zwar, aber bei einer nicht besonders großen und für ihren Mobilisierungsgrad jetzt wahrlich nicht berühmten Fanszene wie der des TSV 1860 München jetzt auch nicht unbedingt zu vernachlässigen. Als Fußballfan sollte man sich also nichts vormachen und zugeben, dass Fußballfans nicht nur fleißig mit mobilisiert haben, sondern auch vor Ort waren. Zu dem, was Innenminister und sonstige Lautsprecher da jetzt gern draus machen würden, später mehr.
Das fast schon mantraartig hervorgetragene „Das sind keine Fußballfans“ bewirkt allerdings zweierlei. Stellen wir uns jetzt einfach mal ein Fußballspiel, und hier genauer: einen Fanblock, vor. In diesem Fanblock: Nazis die sich n Fußballspiel anschauen. Als Nazis sind diese, vor allem für „Ungeübte", also Menschen denen bestimmte Szenecodes jetzt nicht so bekannt sind, nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Klar, die Schriftart der Tättowierungen wirkt seltsam verschnörkelt, die Sprache etwas martialisch. Aber, mei, das gehört halt zum Fußball: „Assi sein“. Wer sich schon etwas länger mit dem Thema beschäftigt, dem dürften die Codes auffallen, dem ist vielleicht sogar bekannt, dass diese Fans auf Nazi-Aufmärschen herumspringen, gar selbst als Anmelder funktionieren und dem fallen rassistische Sprüche auf, die für den „Normal-Fan“ halt dazugehören, da sie eben „normal“ sind. Den Nazis im Block also, die man auch auf Fanfesten und Auswärtsfahrten sieht, spreche ich nun das Fan-sein ab. Was bewirkt dies? Solidarität. Mit den Nazis. Der politisch eher desinteressierte Fan solidarisiert sich folglich mit dem so „Angegriffenen“. Und was im kleinen, dem Fanblock, schon nicht funktioniert, soll jetzt also im Großen, sprich HoGeSa, funktionieren?
Die angesprochene Solidarität wird allerdings mit dem „Das sind keine Fußballfans“ denjenigen verweigert, die sich, teils seit Jahrzehnten, mit den Nazis in den Blöcken beschäftigen: Ultras, Faninitiativen,... Denn wenn es heißt „Das sind keine Fußballfans“, gibt es ja folglich auch kein Problem mit Nazis. Weil schließlich sehen Linke ja „hinter jedem Baum nen Nazi“. Schließlich fantasieren Linke und Grüne nur eine Gefahr von rechts herbei. Die Zeitspanne zwischen einem der größten Nazi-Aufmärsche, die Deutschland jemals gesehen hat und oben genanntem war übrigens recht kurz. Es beginnt bereits wieder, das relativieren. Und es ist schon faszinierend zu sehen, wie schnell sich das alles wiederholt. Als linke Ultras aus den Braunschweiger Fanblöcken geprügelt wurden, war das ja schließlich deren Schuld. Hätten sie mal lieber die Klappe gehalten über die Nazis in den eigenen Fanblöcken. Müßig jetzt hier weitere Vereine aufzuzählen, in denen Hools versuchten eine positive Entwicklung rückgängig zu machen: die Verdrängung von Nazis aus den Stadien, bedingt vor allem durch das Entstehen einer Ultrakultur welche sich großteils als links begreift.
Die Einsatztaktik der Polizei hat funktioniert, wir müssen nur härter gegen Fußballfans vorgehen
So lassen sich die Aussagen der Verantwortlichen bei der Polizei und in der Politik kurz zusammenfassen. Ob die Einsatztaktik der Polizei funktioniert hat sei einmal dahin gestellt, wenn bei Tausenden gewaltbereiten Demo-Teilnehmern weniger Polizei vor Ort ist als bei einem Freundschaftsspiel zweier Fußballteams deren Fans eine Fanfreundschaft verbindet. Man sei also überrascht worden, von der schieren Anzahl der Teilnehmer. Auch toll, weil ist ja nicht so, als wäre die Mobilisierung im verborgenen abgelaufen. Bei Facebook waren es weit über 7000 Zusagen (bei knapp 60.000 Eingeladenen) und, wie bereits weiter oben beschrieben, wurde länder- und szeneübergreifend mobilisiert. Selbst bei mir, der von einer aktiven Fanszene meilenweit entfernt ist, ploppte da gelegentlich was am Bildrand auf. Um da schnellstmöglich den Mantel des Schweigens drüber zu legen, wird also mit dem Finger auf andere gezeigt: auf Fußballfans.
Faszinierend daran ist, dass man jahrelang nichts anderes tat als diejenigen zu verteufeln, die eben maßgeblich dazu beitrugen, dass Nazis sich in den Fankurven eher unwohl fühlen: die bereits beschriebenen Ultras. Ein abgebrochener Scheibenwischer eines vor einem Stadion geparkten Fahrzeuges sorgte da schon mal für einen Großeinsatz von Polizei samt Schlagstock, Pfefferspray und Mediengeschrei von „eine(r) neue Dimension der Gewalt“ (eine Floskel, die auch jetzt wieder bemüht wird). Für das Stolpern über nen Mülleimer gibt es da mal eben einen Eintrag in die „Datei Gewalttäter Sport“ deren Daten dann wieder dazu benutzt werden, noch mehr Polizei vor und in den Stadien zu rechtfertigen welche dann auch mal ein „Nacktzelt“ aufbauen. Könnte ja n Fan ne Sturmhaube mit in Stadion schmuggeln. Und der DFB? Hält rote Kärtchen für ne gute Idee. Ja, davon sind dann die, die gern mal auf alles einprügeln was nicht ins Weltbild passt bestimmt beeindruckt.
Echte und unechte Fans und der Wutbürger
Zwei Seiten scheinen sich gegenüber zu stehen: zum einen die, die abstreiten, dass es sich um Fußballfans handeln könnte, zum anderen die, die das Problem gern in die Fanecke stellen. Nun ist das natürlich sehr bequem für beide Seiten. Die eine streitet ab, dass es Fußballfans waren, und wäscht sich damit rein, die andere wiederum wäscht die Gesellschaft rein weil es handelt sich ja um eine Randgruppe: Fußballfans. Und die waren ja angeblich nicht beteiligt oder es sind keine „echten Fans“, riefen nur dazu auf und verbreiteten auf allen Plattformen Infos zu dieser Veranstaltung.
Nun ist es wahrlich nicht so, dass bei HoGeSa nur Fußballfans beteiligt wären. Die üblichen Verdächtigen von ProNRW bis „Die Rechte“ mischen kräftig mit und dass Applaus von pi-News und Co kommt, ist nun auch nicht weiter verwunderlich. Klar scheint aber, dass es sich bei all dies nur um Hirngespinste irgendwelcher Linker und Grüner handelt. (Bis zu diesem Reflex hats ja echt nicht lang gedauert *Applaus*). Für Gelächter schallenderweise sorgten dann Aussagen, dass es sich bei Nazi-Gewalt um ein „neues Phänomen “ handelt. (Hallo liebe GdP <3)
Nur kurz, da der Beitrag hier eh schon zu lang wird: Oktoberfest-Attentat, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, NSU,... . Die Reihe ließe sich jetzt beliebig fortsetzen,. Dass nahezu wöchentlich ein Anschlag auf eine Synagoge, eine Moschee oder eine Geflüchtetenunterkunft verübt wird, ist ja mittlerweile auch schon fast wieder Alltag. Blickt man auf aktuelle Studien(Vorsicht, isn pdf) , und hier auf die Zahl derer, die über ein gefestigtes rechtsextremes Wetlbild verfügen, wird’s langsam gruselig. Nimmt man noch diejenigen dazu, die ja „nur“ etwas gegen andere Gruppen haben, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, wird’s beängstigend. Denn es sind bei weitem nicht nur Nazis, die mit „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ gern Stimmung gegen Minderheiten machen. Und bei weitem nicht nur Fußballfans. Denn, hier schließt sich der Kreis, Menschen mit menschenverachtendem Gedankengut befinden sich mitten unter uns, und nicht in irgendwelchen Randgruppen.
Und nu?
Ob man wohl endlich zur Einsicht gelang, dass es auch unter Fußballfans Nazis gibt und davon nicht wenige? Vielleicht gibt es ja hier etwas, wo man ansetzen könnte. Beispielsweise mit Unterstützung derer, die sich da engagieren. Soll ja nicht wenige geben, die hier aktiv sind und über das entsprechende know how verfügen. Nur „wir halten jetzt ein rotes Kärtchen hoch“ oder „kommt, wir malen n hübsches Spruchband“ greift doch ein wenig arg kurz. Ein „Nazis raus“ ist schnell gebrüllt. Fühlt man sich ja gleich besser danach. Obs hilft? Wohl eher weniger, wenn die Mechanismen der Ausgrenzung weiter greifen. Wenn es weiter in den Kurven akzeptiert ist, dass man halt auf Schwule/Lesben/Schwarze/Juden/... schimpft, weil beim Fußball das „eben dazu gehört“. Von Politik, die im Stadion angeblich nichts verloren hätte will ich erst gar nicht beginnen. Denn die, die sich gern darüber beschweren, dass Politik im Stadion nichts verloren hätte und die sich darüber beschweren, dass die bösen Linken die Politik ins Stadion tragen würden, waren gestern in nicht unerheblicher Zahl in Köln. Die Erkenntnis, dass es sich um ein Problem der Gesamtgesellschaft, und nicht nur von Fans handelt, könnte auch greifen und endlich aufgehört werden mithilfe von Begriffen wie „Deutschenfeindlichkeit“ und „Linksextremismus“ diejenigen zu kriminalisieren, die sich dagegen engagieren.
Andererseits könnte auch weiter vorgegangen werden wie bisher. Zum einen das Problem allein auf Randgruppen schieben. Waren ja nur Nazis. Die sind ja eh alle eher von geringer Intelligenz und tragen Bomberjacke und Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln. Wer dies nicht tut, ist auch kein Nazi. Waren ja nur Fußballfans, da hilft Repression, mehr Polizei, mehr Überwachung. Waren ja keine Fußballfans, also kümmert ihr euch darum. Weil WIR haben ja kein Problem. Zum anderen könnte auch wieder auf Linke und Grüne geschimpft werden und vermeintliche „Linksextremisten“ und die „Sorgen und Ängste des deutschen Volkes“ beschworen werden. Ich bin gespannt, wie das ganze sich weiter entwickelt, rechne aber mit zweiterem. Alles wie immer.
Das sind keine Fußballfans!!ELF!!DRÖLF!!!
Obige Aussage ist sehr interessant. Die Mobilisierung lief länder- und szeneübergreifend, und das auch noch sehr offen. Das Motto „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“ dürfte jetzt dem fußballaffinen eher nicht unbekannt sein. Und selbst für Ungeübte und eher szeneferne (lies: mich *hüstelt*) war es ein leichtes innert kürzester Zeit die Beteiligung der eigenen Fanszene an der Aktion festzustellen. In homöopathischer Dosis zwar, aber bei einer nicht besonders großen und für ihren Mobilisierungsgrad jetzt wahrlich nicht berühmten Fanszene wie der des TSV 1860 München jetzt auch nicht unbedingt zu vernachlässigen. Als Fußballfan sollte man sich also nichts vormachen und zugeben, dass Fußballfans nicht nur fleißig mit mobilisiert haben, sondern auch vor Ort waren. Zu dem, was Innenminister und sonstige Lautsprecher da jetzt gern draus machen würden, später mehr.
Das fast schon mantraartig hervorgetragene „Das sind keine Fußballfans“ bewirkt allerdings zweierlei. Stellen wir uns jetzt einfach mal ein Fußballspiel, und hier genauer: einen Fanblock, vor. In diesem Fanblock: Nazis die sich n Fußballspiel anschauen. Als Nazis sind diese, vor allem für „Ungeübte", also Menschen denen bestimmte Szenecodes jetzt nicht so bekannt sind, nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Klar, die Schriftart der Tättowierungen wirkt seltsam verschnörkelt, die Sprache etwas martialisch. Aber, mei, das gehört halt zum Fußball: „Assi sein“. Wer sich schon etwas länger mit dem Thema beschäftigt, dem dürften die Codes auffallen, dem ist vielleicht sogar bekannt, dass diese Fans auf Nazi-Aufmärschen herumspringen, gar selbst als Anmelder funktionieren und dem fallen rassistische Sprüche auf, die für den „Normal-Fan“ halt dazugehören, da sie eben „normal“ sind. Den Nazis im Block also, die man auch auf Fanfesten und Auswärtsfahrten sieht, spreche ich nun das Fan-sein ab. Was bewirkt dies? Solidarität. Mit den Nazis. Der politisch eher desinteressierte Fan solidarisiert sich folglich mit dem so „Angegriffenen“. Und was im kleinen, dem Fanblock, schon nicht funktioniert, soll jetzt also im Großen, sprich HoGeSa, funktionieren?
Die angesprochene Solidarität wird allerdings mit dem „Das sind keine Fußballfans“ denjenigen verweigert, die sich, teils seit Jahrzehnten, mit den Nazis in den Blöcken beschäftigen: Ultras, Faninitiativen,... Denn wenn es heißt „Das sind keine Fußballfans“, gibt es ja folglich auch kein Problem mit Nazis. Weil schließlich sehen Linke ja „hinter jedem Baum nen Nazi“. Schließlich fantasieren Linke und Grüne nur eine Gefahr von rechts herbei. Die Zeitspanne zwischen einem der größten Nazi-Aufmärsche, die Deutschland jemals gesehen hat und oben genanntem war übrigens recht kurz. Es beginnt bereits wieder, das relativieren. Und es ist schon faszinierend zu sehen, wie schnell sich das alles wiederholt. Als linke Ultras aus den Braunschweiger Fanblöcken geprügelt wurden, war das ja schließlich deren Schuld. Hätten sie mal lieber die Klappe gehalten über die Nazis in den eigenen Fanblöcken. Müßig jetzt hier weitere Vereine aufzuzählen, in denen Hools versuchten eine positive Entwicklung rückgängig zu machen: die Verdrängung von Nazis aus den Stadien, bedingt vor allem durch das Entstehen einer Ultrakultur welche sich großteils als links begreift.
Die Einsatztaktik der Polizei hat funktioniert, wir müssen nur härter gegen Fußballfans vorgehen
So lassen sich die Aussagen der Verantwortlichen bei der Polizei und in der Politik kurz zusammenfassen. Ob die Einsatztaktik der Polizei funktioniert hat sei einmal dahin gestellt, wenn bei Tausenden gewaltbereiten Demo-Teilnehmern weniger Polizei vor Ort ist als bei einem Freundschaftsspiel zweier Fußballteams deren Fans eine Fanfreundschaft verbindet. Man sei also überrascht worden, von der schieren Anzahl der Teilnehmer. Auch toll, weil ist ja nicht so, als wäre die Mobilisierung im verborgenen abgelaufen. Bei Facebook waren es weit über 7000 Zusagen (bei knapp 60.000 Eingeladenen) und, wie bereits weiter oben beschrieben, wurde länder- und szeneübergreifend mobilisiert. Selbst bei mir, der von einer aktiven Fanszene meilenweit entfernt ist, ploppte da gelegentlich was am Bildrand auf. Um da schnellstmöglich den Mantel des Schweigens drüber zu legen, wird also mit dem Finger auf andere gezeigt: auf Fußballfans.
Faszinierend daran ist, dass man jahrelang nichts anderes tat als diejenigen zu verteufeln, die eben maßgeblich dazu beitrugen, dass Nazis sich in den Fankurven eher unwohl fühlen: die bereits beschriebenen Ultras. Ein abgebrochener Scheibenwischer eines vor einem Stadion geparkten Fahrzeuges sorgte da schon mal für einen Großeinsatz von Polizei samt Schlagstock, Pfefferspray und Mediengeschrei von „eine(r) neue Dimension der Gewalt“ (eine Floskel, die auch jetzt wieder bemüht wird). Für das Stolpern über nen Mülleimer gibt es da mal eben einen Eintrag in die „Datei Gewalttäter Sport“ deren Daten dann wieder dazu benutzt werden, noch mehr Polizei vor und in den Stadien zu rechtfertigen welche dann auch mal ein „Nacktzelt“ aufbauen. Könnte ja n Fan ne Sturmhaube mit in Stadion schmuggeln. Und der DFB? Hält rote Kärtchen für ne gute Idee. Ja, davon sind dann die, die gern mal auf alles einprügeln was nicht ins Weltbild passt bestimmt beeindruckt.
Echte und unechte Fans und der Wutbürger
Zwei Seiten scheinen sich gegenüber zu stehen: zum einen die, die abstreiten, dass es sich um Fußballfans handeln könnte, zum anderen die, die das Problem gern in die Fanecke stellen. Nun ist das natürlich sehr bequem für beide Seiten. Die eine streitet ab, dass es Fußballfans waren, und wäscht sich damit rein, die andere wiederum wäscht die Gesellschaft rein weil es handelt sich ja um eine Randgruppe: Fußballfans. Und die waren ja angeblich nicht beteiligt oder es sind keine „echten Fans“, riefen nur dazu auf und verbreiteten auf allen Plattformen Infos zu dieser Veranstaltung.
Nun ist es wahrlich nicht so, dass bei HoGeSa nur Fußballfans beteiligt wären. Die üblichen Verdächtigen von ProNRW bis „Die Rechte“ mischen kräftig mit und dass Applaus von pi-News und Co kommt, ist nun auch nicht weiter verwunderlich. Klar scheint aber, dass es sich bei all dies nur um Hirngespinste irgendwelcher Linker und Grüner handelt. (Bis zu diesem Reflex hats ja echt nicht lang gedauert *Applaus*). Für Gelächter schallenderweise sorgten dann Aussagen, dass es sich bei Nazi-Gewalt um ein „neues Phänomen “ handelt. (Hallo liebe GdP <3)
Nur kurz, da der Beitrag hier eh schon zu lang wird: Oktoberfest-Attentat, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, NSU,... . Die Reihe ließe sich jetzt beliebig fortsetzen,. Dass nahezu wöchentlich ein Anschlag auf eine Synagoge, eine Moschee oder eine Geflüchtetenunterkunft verübt wird, ist ja mittlerweile auch schon fast wieder Alltag. Blickt man auf aktuelle Studien(Vorsicht, isn pdf) , und hier auf die Zahl derer, die über ein gefestigtes rechtsextremes Wetlbild verfügen, wird’s langsam gruselig. Nimmt man noch diejenigen dazu, die ja „nur“ etwas gegen andere Gruppen haben, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, wird’s beängstigend. Denn es sind bei weitem nicht nur Nazis, die mit „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ gern Stimmung gegen Minderheiten machen. Und bei weitem nicht nur Fußballfans. Denn, hier schließt sich der Kreis, Menschen mit menschenverachtendem Gedankengut befinden sich mitten unter uns, und nicht in irgendwelchen Randgruppen.
Und nu?
Ob man wohl endlich zur Einsicht gelang, dass es auch unter Fußballfans Nazis gibt und davon nicht wenige? Vielleicht gibt es ja hier etwas, wo man ansetzen könnte. Beispielsweise mit Unterstützung derer, die sich da engagieren. Soll ja nicht wenige geben, die hier aktiv sind und über das entsprechende know how verfügen. Nur „wir halten jetzt ein rotes Kärtchen hoch“ oder „kommt, wir malen n hübsches Spruchband“ greift doch ein wenig arg kurz. Ein „Nazis raus“ ist schnell gebrüllt. Fühlt man sich ja gleich besser danach. Obs hilft? Wohl eher weniger, wenn die Mechanismen der Ausgrenzung weiter greifen. Wenn es weiter in den Kurven akzeptiert ist, dass man halt auf Schwule/Lesben/Schwarze/Juden/... schimpft, weil beim Fußball das „eben dazu gehört“. Von Politik, die im Stadion angeblich nichts verloren hätte will ich erst gar nicht beginnen. Denn die, die sich gern darüber beschweren, dass Politik im Stadion nichts verloren hätte und die sich darüber beschweren, dass die bösen Linken die Politik ins Stadion tragen würden, waren gestern in nicht unerheblicher Zahl in Köln. Die Erkenntnis, dass es sich um ein Problem der Gesamtgesellschaft, und nicht nur von Fans handelt, könnte auch greifen und endlich aufgehört werden mithilfe von Begriffen wie „Deutschenfeindlichkeit“ und „Linksextremismus“ diejenigen zu kriminalisieren, die sich dagegen engagieren.
Andererseits könnte auch weiter vorgegangen werden wie bisher. Zum einen das Problem allein auf Randgruppen schieben. Waren ja nur Nazis. Die sind ja eh alle eher von geringer Intelligenz und tragen Bomberjacke und Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln. Wer dies nicht tut, ist auch kein Nazi. Waren ja nur Fußballfans, da hilft Repression, mehr Polizei, mehr Überwachung. Waren ja keine Fußballfans, also kümmert ihr euch darum. Weil WIR haben ja kein Problem. Zum anderen könnte auch wieder auf Linke und Grüne geschimpft werden und vermeintliche „Linksextremisten“ und die „Sorgen und Ängste des deutschen Volkes“ beschworen werden. Ich bin gespannt, wie das ganze sich weiter entwickelt, rechne aber mit zweiterem. Alles wie immer.
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