Montag, 21. April 2008
Fachkräftemangel?
Die Industrie schlägt Alarm, denn es fehlen Ingenieure will uns der Spiegel heute weismachen. Auf den ersten Blick folgt auf diese Meldung ungläubiges Staunen, auf den zweiten ein amüsiertes Grinsen, auf den dritten Wut ob dieser schamlosen Propaganda.

Es möge doch jeder einmal die Stellenanzeigen in der Zeitung seiner Wahl befragen. Oder aber Onlinebörsen durchsuchen. Und alles immer mit einem kritischen Auge. Was man dort zu sehen bekommt lässt dann viele schon klarer erscheinen. Denn grob gesagt wird heute der 25jährige flexible und kinderlose Mitarbeiter gesucht mit 10 Jahren Berufserfahrung, Auslandsstudium, drei Sprachen als Muttersprache, weiteren fünf Sprachen verhandlungssicher und außerdem einem Wust an Spezialkenntnissen. Und das alles um die Ablage zu machen und sich an den Kopierer zu stellen. Achja, Bindungen familiärer und sozialer Art sind da natürlich nur hinderlich, man solle doch flexibel sein und möglichst wenig kosten.

Das mag sich jetzt alles etwas übetrieben anhören, aber ein einfacher Blick in die Stellenangebote hilft. Und wehe dem Arbeitslosen/-suchenden welcher nicht genau die Kenntnisse in Programm XY und Software AC hat, sondern nur die Kenntnisse in Programm XZ mit leicht abgeänderter Benutzeroberfläche aber von anderem Hersteller. Oder aber dessen Kenntnisse leicht eingerostet sind da er bereits seit mehreren Wochen/Monaten vergeblich eine neue Stelle sucht. Bereitschaft es mit einem Bewerber zu versuchen welcher nur zu 80% auf das Profil passt ist keine vorhanden. Ebensowenig die Bereitschaft selbst auszubilden und/oder jemanden weiterzubilden. Kost ja alles nur Geld, ist ein unnötiger Posten. Da jammert man lieber medial möglichst wirksam über einen angeblichen Fachkräftemangel.

Wer außerdem meint das am Arbeitsmarkt die Gesetze des Marktes herrschen, also Angebot und Nachfrage über den Preis bestimmen, sieht ebenfalls Erstaunliches. Wer jung ist und gerade sein Studium abgeschlossen hat, dem fehlt natürlich die Erfahrung und er wird mit weniger abgespeist. Und wer zum "alten Eisen" gehört der soll doch bitteschön froh sein wenn sein Gehalt über dem ALGII-Satz liegt. Kenntnisse jeglicher Art, Erfahrung in Spezialgebieten, besondere Fähigkeiten sind nicht das geringste wert, zumindest nichts was sich auf dem Gehaltszettel zeigt. So soll ein Ingenieur eben für 2200 Euro brutto arbeiten, und gefälligst froh sein das er eine Arbeit hat. Greifen jedoch hier die Gesetze des Marktes und der Ingenieur geht ins Ausland, wo seine Leistungen entsprechend honoriert werden, dann....ja dann wird wieder der Fachkräftemangel bejammert und die Politik aufgefordert gefälligst Lösungen zu suchen. Hauptsache man bekommt selbst nicht den Hintern hoch, sollen doch die anderen die selbst eingebrockte Suppe auslöffeln.

Apropos selbst eingebrockt......Es erinnert sich bestimmt noch der ein oder andere an die Entlassungswellen die immer wieder quer durch die Unternehmen gingen. Kosten mussten ja gespart , die Belegschaft verjüngt, "überschüssiges" Personal abgebaut werden. Macht unter anderem einen guten Eindruck auf Jugendliche welche sich für einen Beruf, einen Bildungsweg entscheiden müssen. Außerdem wurden so viele Fachkräfte freigesetzt, und es stellt sich die Frage wo diese denn nun hingekommen sind. Verschwunden werden sie kaum sein. Auch hier helfen Kontakt mit Betroffenen wie auch der genaue Blick in die Stellenangebote. Wer nicht in völlig sinnentleerten Maßnahmen auf Ein-Euro-Basis dahinvegetiert, der ist schlicht und ergreifend zu alt. Ab einer unsichtbaren Grenze von ungefähr 40 Jahren ist man nahezu chancenlos auf dem Bewerbermarkt. Oder aber man hat die falschen/nicht ausreichenden Kenntnisse. Und dann....fällt man durchs Raster und es wird weiterhin über einen Fachkräftemangel gejammert.

Anstatt mal selbst anzupacken werden so weiterhin Forderungen gestellt die andere erfüllen sollen. Und so werden weiterhin die Gründe und Ursachen die zu einer solchen Entwicklung führen verschleiert und fleißig von den Arbeitgebern die Hand aufgehalten.
   Link (0 Kommentare)   Kommentieren
Samstag, 19. April 2008
Endlich!!!!!!!
(diesmal ohne Foto)

Was macht der geneigte männliche Eingeborene an einem Donnerstag um 20.15 Uhr? Wer jetzt sofort auf "vorm Fernseher hocken" kam, liegt gar nicht mal so verkehrt. Gefiel es dem DSF doch die Partie des TSV 1860 gegen den SV Wehen Wiesbaden auf den Fernsehabend zu legen.

Frühzeitig terminiert hatte wohl niemand mit dem Saisonverlauf gerechnet, der dem Wort Spitzenspiel hohn sprach.Und so trafen an diesem Abend zwei Mannschaften aus einer Tabellenregion aufeinander die den Begriff der "grauen Maus" prägt. Zwei in den letzten Spielen ähnlich erfolg- und glücklose Teams. Da bei den Wehenern ebenfalls ein finanzkräftiger Mäzen im Hintergrund die Fäden zieht, mag das auf den ersten Blick erstaunen. Jedoch, im Gegensatz zum Verein des SAP-Gründers, hält sich der Etat bei den Hessen in Zweitligatypischen Grenzen. Dementsprechend auch die unterschiedlichen Tabellenplätze der Mäzenvereine. Während die TSG aus Hoffenheim sich im Moment Mühe gibt ihre Aufspielchancen zu verspielen, kämpft sich der SV Wehen-Wiesbaden durch das Mittelfeld der Tabelle.

Angereist aus Hessen war ein wackeres Trüppchen von geschätzten 100 Fans, welche sich vor dem Spiel alle Mühe gaben ihre zahlenmäßige Unterlegenheit zu überbrüllen. Offiziell waren an diesem Auswärtsfanfeindlichen Abend 21.500 Zuschauer in der Arena zu Fröttmaning, Saisonminuskulisse. Zieht man noch die ganzen mitgezählten Dauerkarteninhaber ab welche nicht erschienen, kommt man leicht auf eine Zahl von unter 20.000 Zuschauern. Wieder mal ein Beispiel dafür das die Arena für den TSV mindestens einen Rang zu groß ist. Von der Geisterkulisse ließen sich die Fans jedoch nicht beeindrucken, im Gegenteil waren sie meist doch recht lautstark. Und mit zunehmender Spieldauer reifte dann bei mir die Erkenntnis das so ein Abend im Stehplatzblock mit ständigem Gehüpfe und Gebrülle doch ganz schön auf die Kondition geht. Von den Stimmbändern ganz zu schweigen, führten meine Versuche zu sprechen doch bei den Arbeitskollegen am nächsten Tag zu einem verständnisvollen Grinsen.

Gespielt wurde auch noch. Das erwartete Not-gegen-Elend war nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Nach zaghaftem Start erspielten die Münchner Löwen sich klare Vorteile, und vergaben Chancen zuhauf. Folgerichtig fiel auch quasi mit dem Pausenpfiff der Führungstreffer nach einer Flanke - ausgerechnet - vom viel kritisierten Josh Wolff. Eine Flanke der man den Zuckerguss ansah mit der sie förmlich bestrichen war.

Die Nordkurvenfans, Dauerkarteninhaber, feierten die ganze Halbzeitpause durch, während in der Südkurve die meisten gen Verpflegungsstände aufbrachen. Außerdem wurde in Block 113 die Blockfahne vorbereitet, welche mit dem Halbzeitpfiff hochgezogen wurde. Beeindruckend, wenn auch die Fahne dringend einer Wäsche bedarf.

In der zweiten Halbzeit dann ein ähnliches Bild wie in Halbzeit eins: vergebene Chancen auf Löwenseite. Jedoch waren die Nervosität und das Nervenflattern den Spielern deutlich anzumerken. Zur allgemeinen Erleichterung fiel nach einem Billiardähnlichen Spielzug (Göktan schoss den Torwart an , Bierofka verwertete den Abpraller) das 2:0. Relativ ereignislos plätscherte das Spiel danach vor sich hin, mit gelegentlichen Chancen sogar für die Wehener welche in der Nachspielzeit zum Anschlusstreffer kamen.

Damit wäre das Abstiegsgespenst vorläufig vertrieben, welches vor dem Spiel begann sich breit zu machen. Neun mehr oder weniger beruhigende Punkte sind es nun gen Abstiegszone und sollte nichts außergewöhnliches mehr passieren dürfte die Saison gelaufen sein. Obwohl...die berühmten Pferde vor der Apotheke hat man bei Sechzig schon des öfteren gesehen.
   Link (0 Kommentare)   Kommentieren
Aufruf...


(gefunden in einer Münchner Tram)
   Link (0 Kommentare)   Kommentieren
Dienstag, 15. April 2008
Aus....Aus.....Auswärts.......


...niederlage! Aber eins nach dem anderen.
Vergangenen Sonntag war es mal wieder so weit: Der kriselnde TSV durfte auswärts antreten. Diesmal bei den Offenbacher Kickers. Dank einer schwachen Rückrunde befanden sich die Sechzger auf Rückrundentabellenplatz 18, und segeln schön langsam auch in der Gesamttabelle diesen Regionen entgegen. Wenigstens sind die Aufstiegsträumer mittlerweile endgültig ruhiggestellt. Die Kickers dagegen befanden sich in akuter Abstiegsgefahr. so war die Partie nicht ganz so bedeutungslos, wie manch Fan meinte.

Los ging es gegen 07.00 Uhr in München. Die Bistroloewen, ein Fanclub, hatte einen Bus organisiert. Der befürchtete Schlagerterror auf der Fahrt blieb aus, stattdessen dröhnte eine bunte Mischung aus den Buslautsprechern. Über erstaunlich freie Autobahnen ging es also gen Offenbach. Der Polizei gefiel es mal wieder das Spiel als Hochrisikospiel einzustufen, und folgerichtig gab es ab der Autobahnabfahrt eine nette Begleitung aufdringlicher Art. Wie man es von Taxifahrern gewohnt ist welche ortsunkundige Touristen chauffieren, gab es also eine Rundfahrt durch den Großraum. Auch nett, aber eine Sightseeingtour ohne rechtes Highlight.

Am Busparkplatz dann eine versammelte Polizeimeute in grün bzw. schickem Schwarzblau, formiert zu einem formvollendeten Polizeikessel. Also wurds leider nix mit Einkehr in einer Wirtschaft noch vor dem Spiel :( Einer der Mitgereisten begrüßte erstmal auf Papstart den hessischen Boden, und küsste ihn recht unfreiwillig. Als er dann auch noch einen Baum herzte, wurds der Polizei zu viel und schon gabs die erste Festnahme. Als ob man noch nie einen Betrunkenen gesehen hätte. Der Weg vom Parkplatz zum Stadion selbst führte durch einen Wald, immer in Sichtweite mindestens zwei Polizeifahrzeuge. Die Kontrollen am Stadioneingang waren dann ungewohnt gründlich. Da können scheints sogar die bayerischen Polizisten noch etwas von den Fußtruppen des Brutalstmöglichen lernen.

Der Bieberer Berg selbst ist noch eines dieser wunderschönen urigen Fußballstadien abseits der modernen Arenen. Ein Stadion in dem man den Fußballerschweiß fast schon riechen kann und das eben nicht den Eindruck von steriler Plastik vermittelt. Sehr schön. Scheints liegt das Stadion in der Ausflugschneise des FFM-Flughafens, Flugzeuge donnern da im Minutentakt drüber. Hat auch was. Die Stadionwurst wurde getestet und für gut befunden, nur gibt Senf leider unschöne Flecken auf einem Fanschal. Einziger Kritikpunkt: Der vielgepriesene Äppler war leider schon vor dem Spiel aus, und Nachschub wurde erst in der Halbzeitpause herangeschafft.

Alles in allem hätte dies also eine nahezu perfekte Fahrt werden können wenn...ja wenn nicht auch noch Fußball gespielt worden wäre. Von der ersten Minute an zeigten die Münchner Löwen ein indiskutables Abwerhverhalten. Da wurden die Gegenspieler weder am Laufen noch am Flanken gehindert. Das Bild vom heißen Messer das durch die Butter flutscht war bei den Offenbacher Angriffen durchaus angebracht. Die Löwen wirkten hilflos, kamen aber trotzdem zum Torerfolg.....ins eigene Tor. Zur zweiten Halbzeit schienen sie etwas aus ihrer Lethargie aufzuwachen, waren aber immer noch sehr anfällig gegen Konter. So fiel dann folgerichtig auch noch das zweite Tor für die Offenbacher, bejubelt vom extrem lautstarken Publikum. Respekt für dieses Gebrüll. Während wir Löwenfans über vereinzelte "Wir ham die Schnauze voll"-Rufe nicht hinauskamen, erinnerten die Offenbacher Fans eher an englische Schlachtenbummler.

Sogar Petrus mischte an diesem Nachmittag noch mit. Mit einem netten Wolkenbruch kurz vor Spielende trieb er einen Großteil der Löwenfans in größter Eile aus dem Stadion. Wäre ja gar nicht nötig gewesen vom alten Wettermacher denn schließlich hätte die Leistung der Löwenspieler allein den selben Effekt gehabt. Am Bus angekommen hieß es erstmal warten auf den Festgenommenen, um dann in der üblichen aufdringlichen Begleitung die Rückfahrt anzutreten. Trotz der Niederlage herrschte auf der Rückfahrt eine sehr gute Stimmung, und die Zeit verging wie im Flug. Und trotz des Ergebnisses ist dies ein Erlebnis welches nach Fortsetzung geradezu schreit. Vielleicht auch ma in Zivil, ohne Fanutensilien, um so auch in den Genuss des Äpplers zu kommen. Ganz ohne die lästige Begleitung in grün.
   Link (0 Kommentare)   Kommentieren