Sonntag, 4. Mai 2008
Aktion XX-Tausend (Vorbericht)


Es gibt nicht mehr allzuviele altehrwürdige Spielstätten im Fußball. Die meisten mussten neuen "Arenen" oder "Parks" weichen, oder stehen kurz vor dem Abriss. Vor allem rund um die WM 2006 entstanden mehr oder wenige gelungene Fußballarenen, die modernsten Ansprüchen genügen sollen, aber meist doch nicht mehr sind als Fußballverwahranstalten. Man fühlt sich einfach nicht heimisch dort als Fußballfan, eher eingeschüchtert von architektonischen Spielereien welche mit Fußball nun wirklich nicht mehr allzuviel zu tun haben.

Im Herzen von München befindet sich eine wahre Kultstätte, um die es immer wieder Rangeleien gibt, das Grünwalder Stadion. Eines dieser Stadien, in denen Fußball noch wirklich gelebt wird, und nicht sofort mit Popcorntüte und dümmlichen Sponsorenspielen in der Halbzeitpause in Verbindung gebracht wird. Allein durch die Architektur der Gegentribüne, der sogenannten Stehhalle, wird bereits eine beeindruckende Akkustik erreicht. Ein Wellblechdach reicht für das aus, wozu ein Architekt heutzutage alles mögliche an baulichen Veränderungen anstreben will. Auch die Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmittel ist nahezu perfekt. Vor dem Stadion oder direkt in der Nähe verkehren zwei U-Bahnlinien, zwei Buslinien und zusätzlich hält dort auch noch die Tram.

Allein, die Zukunft des leider doch baufälligen Stadions ist noch ungeklärt. Im Moment tragen die Jugendteams des TSV 1860 und des FC Bayern dort ihre Spiele aus Und während die einen sich einen Fußballtempel im Münchner Norden hingestellt haben, fehlt den anderen das Geld um in ihr Stadion zu investieren. Auch in der Politik gibt es Streitigkeiten. War anfangs der Abriss des Stadion angedacht, so wurde der Plan dann doch verworfen da sich einfach kein Investor finden ließ der auf dem freiwerdenden Gelände ein neues Bauwerk hochzieht.

Die Löwenfans zeigen dagegen Einsatz auf ihre Weise. 700 Dauerkarten wurden ca. verkauft, was für ein in der Regionalliga spielendes Jugendteam erstaunlich ist. Und wer einmal in diesem Stadion war, erliegt sowieso sofort dessen rustikalem Charme. Im Gegensatz zu anderen Stadien wird man von der dortigen Stimmung und Atmosphäre sofort in den Bann gezogen, und kann gar nicht anders als selbst Teil dieser ekstatisch brüllenden und schreienden Masse zu werden. Gänsehautatmosphäre ist ein Begriff welcher dort heimisch zu sein scheint.

Die Aktion X-Tausend, eine von Fans und Stadionbefürwortern gestartete Kampagne, sorgte bereits letzte Regionalligasaison dafür das 7004 Fans an einem Spieltag sich im Stadion einfanden um ein Zeichen für den Erhalt des Grünwalder Stadions zu setzen. Und auch dieses Jahr steht wieder eine Aktion an, diesmal unter dem Namen XX-Tausend. Allein der Name soll schon verdeutlichen das man diesmal mehr erreichen will. Und es läuft vielversprechend. Bereits 7.500 Karten sind für das letzte Heimspiel der U23 des TSV am 24. Mai verkauft und es sieht ganz so aus als würde die 10.000er-Grenze diesmal fallen. Man darf sich also auf einen wahrlich heißen Fußballnachmittag in einem gut gefüllten Stadion freuen, und so ganz nebenbei ein Zeichen setzen. Ich hoffe wirklich das sich möglichst viele einfinden werden um zu zeigen das diese Kultstätte einfach nicht weichen kann und darf und unbedingt erhalten werden muss.
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Freiburg und die Vorstadt zu Gast....
(mal wieder ohne Fotos)

Zwei Spiele standen dieses Wochenende auf dem Programm. Am Freitag waren die Freiburger zu Gast in der ungeliebten Allianz-Arena. Für den SCF geht es noch um den Aufstieg, für die Münchner Löwen im grunde nur noch darum Sicherheitspunkte gegen den Abstieg zu sammeln. Dank U-Bahn-Chaos kam unsereins etwas zu spät im Gummiboot an, verpasste aber recht wenig. Offizielle 30.400 Zuschauer - inoffiziell wohl ein paar weniger wegen nicht erschienener Dauerkarteninhaber - durften einem schwachen Spiel zweier Mannschaften beiwohnen welche den Nachweis ihres Könnens absolut schuldig blieben.

Kombinierten die Löwen anfangs noch etwas gelangweilt vor sich hin, so stellten sie nach einigen Minuten das Spielen komplett ein, und wunderten sich allesamt nur über dieses komische runde weiße Ding welches ab und an zu ihren Füßen erschien. Da keiner von den Spielern in weiß-blau etwas mit dem Spielgerät anfangen konnte, wurde es natürlich gleich an den Gegner weitergeleitet. Und die Freiburger? Schwächer als erwartet, und keinesfalls wie ein Aufstiegsaspirant, aber wenigstens effektiv. Aus drei Schüssen aufs Tor resultierten zwei Tore in Halbzeit eins.

Auch in Halbzeit zwei dann Sommerfußball zum abgewöhnen. Die Freiburger erhöhten noch auf 0:3, und waren weiteren Treffern näher als die Löwen welche sich mit dieser mehr als peinlichen Vorstellung sicherlich viele Sympathien verspielten. Diese Arbeitsverweigerung war eine bodenlose Frechheit, und hätte bei jemand in der freien Wirtschaft angestellten sofort zur fristlosen Kündigung geführt. Lustlos, saft- und kraftlos trotteten die Spieler übers Feld, und man sehnte als Zuschauer wirklich den Schlusspfiff herbei. Passend zum Spiel und der gezeigten Leistung ein Zitat von Peter Neururer, zur Ankündigung eines Trainingslagers: Ihr könnt Eimer zum Kotzen mitnehmen


Aber es gab ja noch ein Spiel an diesem Wochenende. Die U23 des TSV durfte im altehrwürdigen Grünwalder Stadion. die Spvgg Unterhaching begrüßen. Einen Club der sich nach Startschwierigkeiten in der Regionalliga Süd nun durchaus noch Hoffnungen auf den Aufstieg in die Zweite Liga machen darf. Offiziell 4000 Zuschauer begaben sich bei schönem Frühlingswetter auf den Weg gen Stadion. Die Staatsmacht in grün hielt sich diesmal angenehm zurück, was man so gar nicht gewohnt ist bei Spielen welche ganz schnell den Stempel "Derby" aufgedrückt bekommen. Kurzer Besuch in der angenehm kühlen und - wie der Bayer sagen würde - "griabigen" Stadionwirtschaft und auf gings gen Stehhalle.

Von anfang an entwickelte sich ein munteres Spiel, bei dem freche Löwen den Unterhachingern mit Einsatz und spielerischen Mitteln recht gut Paroli boten. Zahlreiche Chancen erspielten sie sich, die doch allesamt ungenutzt blieben. Aber auch die Hachinger kamen das ein oder andere mal gefährlich vors Tor, blieben aber weitgehend harmlos. Was jedoch sofort auffiel war die notorische Fallsucht der Unterhachinger. Sobald ein Spieler nur in den Verdacht kam in ihre Nähe zu schauen, wälzten diese sich theaterreif am Boden, und das Schiedsrichtergespann fiel immer wieder darauf hinein. Anstatt einfach mal die gelbe Karte für diese Aktionen zu zücken bekamen die Spieler in rot meist Freistoß. Andererseits wurde das Spiel bei teilweise groben Fouls der Hachinger weiterlaufen gelassen. Auch die Abseitsregel wurde von den Männern in schwarz ganz neu interpretiert. Abseits ist wo ein weiß-blauer Spieler steht......

Leider ließen sich die Junglöwen davon beeindrucken, anstatt ebenfalls zu unfairen Mitteln zu greifen. Das Schiedsrichtergespann hätte sowieso keine andere Wahl gelassen. Während einer Unterhachinger Druckphase fiel aus einer Standardsituation heraus das 0:1, und so endete das Spiel leider auch. Zusammengefasst war dies ein ausgeglichenes Spiel, dessen Ausgang nicht gerade unmaßgeblich von den angeblichen Unparteiischen bestimmt wurde.

Zur Stimmung in der Stehhalle des Grünwalder Stadions fällt als Schlagworte nur ein....legendär...atemberaubend....einfach nur Gänsehautatmosphäre. Fast durchgehend - mit kurzem Hänger zum Ende der ersten Halbzeit - wurde gesungen, angefeuert, rumgebrüllt. In einer ohrenbetäubenden Lautstärke gab es deftiges gen Gegnerfans zu hören, oder aber Anfeuerungen für die eigene Mannschaft. Stimmung wie man sie in einem Stadion in Münchens Norden eher selten bis gar nicht erlebt, und die natürlich Appetit auf mehr gemacht hat. Denn trotz des Ergebnisses, welches die fast sicher Nichtqualifikation für die neue Dritte Liga bedeutet, hat der Nachmittag doch Spaß gemacht. Gut, die Rauchbomben in der Reihe vor mir hätte es eventuell nicht gebraucht, aber schön anzuschauen waren sie.

Als Fazit bleibt: Ein Spiel mehr als verdient verloren nach indiskutabler Leistung, ein Spiel unglücklich verloren. Unter der Woche geht es nun auswärts weiter, Urlaub gabs dafür leider keinen :(
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