Dienstag, 10. Juni 2008
Aufsteiger Austria Salzburg


Was macht der Fußballbegeisterte wenn die Saison in Deutschland zum größten Teil abgeschlossen ist? Wenn es nur noch darum geht welchen Verein es finanziell nun zerreißt und welcher die Insolvenz abwendet? Genau, er fährt nach Österreich, denn dort soll es ja auch abseits des Massen-EM-Trubels sehenswertes geben. Zum Beispiel die Austria aus Salzburg. Manch einer mag diesen Verein ja noch kennen, welcher Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts für Aufsehen im europäischen Wettbewerb sorgte. Ein Hersteller eines bekannten Energiedrinks - welcher nach verkochten Gummibärchen schmeckt - übernahm jedoch den Verein, änderte die Vereinsfarben und den -namen. Wahrlich ein Schock für die Anhänger, die umgehend zur Neugründung schritten.

Durchaus interessant also diese Geschichte, für den traditionsbewussten Fußballfan welcher sich nur ungern selbst in dieser Lage sehen würde. Und da man das ganze natürlich auch für unterstützenswert hält, ging es am vorigen Samstag (07. Juni 2008) ab nach Salzburg. Das letzte Saisonspiel der 1. Klasse Nord A, der drittniedrigsten Spielklasse des Bundeslandes stand an. Dies entspricht in etwa der 6. deutschen Spielklasse. Im ersten Jahr schaffte die Austria bereits den Durchmarsch und Aufstieg, und auch diesmal stand der Aufstieg schon längst fest. Vom sportlichen her also ein bedeutungsloses Match. Trotzdem fanden sich am frühesten Morgen, sprich gegen 10 Uhr, ganze sechs Löwenfans am Münchener Hauptbahnhof ein, misstrauisch beäugt von der zahlreich vertretenen Staatsmacht in grün. Der Rest der Mitreisewilligen hatte leider abgesagt, aus gesundheitlichen Gründen oder aber weil das Wetter eben nix gutes versprach: Nieselregen und kalter Wind um diese Zeit.

Eine Fahrtzeit von ein und einer dreiviertel Stunde verspricht die Auskunft der Bahn. Dank teils eingleisiger und dazu maroder Strecke darf aber ruhig mit zwei Stunden aufwärts gerechnet werden. Ohne Zwischenfälle erreichte man überraschend pünktlich den Salzburger Hauptbahnhof, bei strahlendem Sonnenschein. Kaum aus dem Zug gekommen wurde man schon förmlich überschüttet mit EM-Plänen und ähnlichem Papierkram. An jedem Eck stand ein als Fan Verkleideter, und auch die üblichen Wegweiser und Promostände durften natürlich nicht fehlen. Fußballfans waren dagegen eher weniger zu sehen, EM-Touristen gleich gar nicht. Die ersten mit Schal und/oder Trikot gabs dann erst im Bus gen Sportplatz zu sehen. Austriafans, stilecht in weiß-violett, dazu freundlich und aufgeschlossen.

Im netten Plausch verging die Busfahrt wie im Flug, und nach ca. 10 Minuten Busfahrt war die Zielhaltestelle erreicht. Der Getränkemarkt direkt an der Haltestelle sorgte dank seines Namens übrigens für Belustigung. Da man ungern hungrig und durstig zu einem Spiel geht, stand sowieso erstmal die Verpflegung im Vordergrund. An einem Tennisplatz in unmittelbarer Nähe des Fußballgeländes kam es auch zum ersten Kontakt mit österreichischem Bier, essen gabs dafür dann in der Gatsstätte ein Stockwerk höher. Eine atemberaubende Aussicht bot die Terasse dort, und den ersten Blick auf das Sportgelände und die einzige Tribüne. Bei weiterhin schönstem Sonnenschein gabs gutes Essen - Palatschinken, Wiener Schnitzel,..... - und Bier. Das laufende Spiel der U23 der Austria interessierte jedoch die mittlerweile recht zahlreich erschienenen Fans recht wenig, und auch der Trupp Löwenfans bekam nur die Hälfte mit. Anscheinend gabs einen Sieg.

Nach der Stärkung begaben sich die jüngeren Mitfahrer erst einmal gen Fanartikelverkauf direkt vorm Einlass. Vereinzelte Groundhopper, Erfolgsfans eines unbedeutenden Münchner Vereins aus der Säbener Straße, meinten natürlich prompt provozieren zu müssen, gaben dies jedoch sehr schnell wieder auf als dies bei den Ultras der Hausherren auf wenig Gegenliebe stieß. Leider war zu diesem Zeitpunkt, der Eingang zur Haupttribüne nur noch für Dauerkarteninhaber geöffnet, also wars erstmal nix mit dem Sturz mitten hinein ins Getümmel. Aber es blieb ja immerhin noch genug Zeit um eine Platzrunde zu drehen. Einen Sportplatz wie man ihn von manch Bayernligisten kennt gab es dort zu sehen, mit Plexiglasüberdachter Ersatzbank, und Fans die den Ball noch selbst aus dem Gebüsch angeln dürfen sobald dieser das Spielfeld verlässt. Einer der Fans bot den Löwenfans sogar seine Trommel als Geschenk an.

Choreo gabs auch zu sehen, die erste kurz vor Spielbeginn. Die Unterstützung von den Rängen war über das gesamte Spiel gesehen mehr als beeindruckend. Über die gesamten 90 Minuten dröhnte es ohrenbetäubend von der Haupttribüne. Dort tobte bei den Stehplätzen ein wahrer Orkan. Mit beeindruckender Kondition und Stimmvermögen riss die Unterstützung der Fans nie ab. Begleitet wurde dies alles von - nach eigenen Angaben - angemeldeter Rauchchoreo. Immer wieder flitzten die Raketen, flogen Böller und wurdne Bengalos gezündet. Alles natürlich unter Rücksicht auf Unbeteiligte, man war ja unter sich. So bekam unsereins vom Spiel recht wenig mit. Die meiste Zeit stand man einfach nur mit vor Staunen offenem Mund da, beziehungsweise konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wäre vergleichbares in Deutschland bei einem Spiel geschehen, wäre das Spiel abgebrochen worden und sicherlich das Unbarmherzige Schlägerkommande (USK) bereits zigmal prügelnd durch den Block gezogen. Da jedoch nirgends deutsches USK zu sehen war, verlief das ganze geordnet und ruhig. Übrigens war die Austria das ganze Spiel hindurch drückend überlegen, mit einem 2:0 ging es in die Pause.

Mittlerweile gabs auch mal einen kräftigen Regenguss, was aber kaum einen gestört hat. Es ging weiterhin hoch her. Da es mittlerweile keine Einlasskontrollen begab man sich dann auch mal zur Haupttribüne. Dort standen die Fans teils auf Bierbänken und es gab sogar das ein oder andere bekannte Gesicht aus dem Grünwalder Stadion zu sehen. Von der Atmosphäre wurde man dann natürlich angesteckt und mitgerissen. Das es da nicht allzuviel vom Spiel zu sehen gab wurde so schnell nebensächlich. Das Spiel endete übrigens 4:1 für die Austria und es kam zum obligatorischen Platzsturm. Lange wurde weitergefeiert, später dann in einem extra bereit gestellten Festzelt.

Übrigens berichtete auch der ORF über das Spiel samt drumherum. Da wir dann recht kaputt waren, gings dann recht fix mit der Bahn wieder heimwärts. Die Rückfahrt dauerte übrigens mehr als zwei Stunden, dank der Bahn. Alles in allem ein Ausflug der sich mehr als gelohnt hat, und natürlich Appetit auf mehr gemacht hat. Die Salzburger Austria hat uns Löwenfans sicher nicht das letzte mal als ihre Gäste begrüßt.
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