Samstag, 15. Dezember 2012
Die Sicherheit in ihrem Lauf...
(aus Leistungsschutzrechtgründen ohne Verlinkungen zu deutschsprachigen Zeitungen).

Über das DFL-Sicherheitspapier wurde bereits viel geschrieben, aber halt noch nicht von jedem. Also hier kurz meine 2ct zu dem Thema, kopiert aus einem Forum.

Wer hat eigentlich das beschlossene Papier gelesen? Ich hab mir die Mühe gemacht zum damaligen Zeitpunkt das allererste Papier durchzulesen. Grenzte an Realsatire, sorgte für Lachen ebenso wie für weit offen stehenden Mund. Nacktzelte, so genannte Vollkontrollen, DFL-Rechtssprechung zusammen mit der Pozilei als eigener Staat im Staate, all das war darin enthalten. Die Frage ist: warum das ganze?
Nun, wer die letzten Wochen und Monate die deutschsprachigen Medien verfolgt hat der kam nicht umhin davon auszugehen, dass der Bürgerkrieg ausgebrochen ist und Spieltag für Spieltag in den Stadien sich abspielt. Fans wurden da als wahlweise Randalierer, Störer und Plärrer, Chaoten, Hooligans oder gar – Zitat - „Taliban des Fußballs“ hingestellt. Von der Realität meilenweit entfernt? Yop. Es wurden Zahlen, die dem widersprechen, ignoriert oder aber Zahlen bewusst missinterpretiert. Hier sei an die Zahlen der ZIS erinnert welche ja immerhin dann auch mal von Teilen der Medien hinterfragt wurden (gut, spontan fällt mir hier nur der Spiegel ein, der investigativen Recherche ja mittlerweile eher unverdächtig). An skurrilen Höhepunkten war die Debatte reich, man denke hier nur an die Talkshowgäste welche ihre Unwissenheit vor Millionenpublikum zur Schau stellen durften aber immerhin schnelle und einfache Lösungen parat hatten. Für all die Debatten galt: Es wurde ÜBER Fans geredet, nicht MIT ihnen. In die ausgestreckte Hand der Fans wurde wahlweise hineingebissen, sie ignoriert oder aber – wie bei einem gewissen Vier-Zahlen-Verein aus München – das Gespräch als Feigenblatt missbraucht.

Wer durfte bei dem ganzen Schauspiel natürlich nicht fehlen? Richtig, Politiker die sich im Wahlkampf befinden. Friedrich (in Bayern ist bald Wahl), Caffier , Schünemann (jahaaa, in Niedersachsen auch) und wie sie alle heißen durften sich in populistischen Forderungen und ihrer Hau-drauf-Rhetorik überbieten, der Applaus der in der Thematik eher unbeleckten großen Masse war ihnen sicher. Auszüge aus dem SpOn-Forum gabs ja hier schon, bei den Kommentarspalten anderer Medien und in anderen Onlineforen schauts da nicht besser aus. Auf welcher Basis diese Diskussion geführt wird, wird schon längst nicht mehr hinterfragt. Hauptsache law-and-order, Hauptsache Rechtsstaat, mhm.
Ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, dass die DFL samt Vereinen hier einen ganz großen Kotau vor der Politik versucht hat was sich insbesondere im ersten Papier ausgedrückt hat. Immerhin ist man, weiß der Geier obs an den Protesten lag, dann doch zurückgerudert und hat ein deutlich abgeschwächtes Papier verabschiedet, vermutlich damit man endlich Ruhe vor Politik und Öffentlichkeit hat. Wie trügerisch diese Ruhe ist beweist übrigens das Gebrüll nach deutlich weitreichenderen Schritten. Erst gestern wieder die neu aufgeflammte Debatte von den Polizeikosten gehört, die doch bitte die Vereine zu übernehmen hätten. Übrigens ganz ganz großes Kino auch die Erklärungen nachdem das Papier durchgewunken wurde. Ich zitiere „..haben uns gegen Gewalt, Rassismus und Pyrotechnik ausgesprochen“. Auja, möge man bitte noch mehr mit heineinmengen? Wie darf ich diese Aussage verstehen? Als in aufsteigender Reihenfolge nach Gefährlichkeit sortiertes? Wie groß darf das Brett vorm Kopf eigentlich sein, dass man dies in einem Satz bringt und damit in einen Zusammenhang stellt?

Oder mal ganz salopp gesagt: Hat man diese Punkte wirklich behandelt? Fand Rassismus und Homophopie, Dinge die unbestreitbar in Fankurven vorkommen, überhaupt statt? Erster Gedanke der mir kam: Gottseidank nicht. Denn in oben genanntem Umfeld wäre es auch was diese Themenfelder betrifft zu Verschlimmbesserungen gekommen. Ja, es gibt gewalttätige Fans. Ja, es gibt Probleme in den Fankurven mit Rassismus und Ausgrenzung. Ja, es gibt Gruppierungen, Vereine, Initiativen die hier zum Teil sehr gute Arbeit leisten. Zum Teil arbeiten diese ehrenamtlich, andere wiederum – wie beispielsweise die Fanprojekte – müssen sich jeden Cent einzeln erkämpfen und sind meist klamm während andere erfolgreicher Lobbyarbeit leisten. Als Beispiel seien hier die Polizeigewerkschaften genannt welche fröhlich wieder mittrommeln durften in oben genanntem. Schön, wie also jemand, der schon einmal fordert, dass Obdachlose in Fußgängerzonen nix verloren haben weil diese seien von Steuergeldern bezahlt sind, also fröhlich weiterhetzen durfte und ihm nicht nur eine Plattform geboten wurde sondern auch der rote Teppich ausgerollt. Aber ich war ja bei denjenigen die echtes Engagement zeigen und ihre Arbeit ohne großes mediales Getrommel erledigen. Fand deren Engagement statt in der Debatte? Wurde es gewürdigt oder gar ihnen Unterstützung zugesagt? Nun, die Antwort darauf brauche ich wohl nicht geben. Dass es aber diese Gruppen sind, die unter der Debatte, der Art und Weise wie sie geführt wurde, am meisten leiden werden, das fällt wohl unter Kollaterlaschaden des ganzen.
Denn so wie das ganze geführt wurde schwächt man die engagierten, diejenigen die sachlich und ruhig arbeiten und stärkt die Ränder. Nach der Entscheidung der Vereine/DFL waren sie schon wieder zu hören, die Stimmen die ganz laut verkünden, dass „die da oben“ eh machen was sie wollen. Und an das beliebte „Politik raus aus dem Stadion“ hängen sich umgehend diejenigen ran, die diesen Slogan ganz gern nutzen um ihr ganz eigenes braunes Süppchen zu kochen. Zumindest was die Fanszene von 1860 betrifft kann ich jetzt schon sagen: fein gemacht. Denn mit „Politik raus aus dem Stadion“ gehen die Kameradschaftler grad auf Stimmenfang unter den „normalen“ Fans und sind dabei recht erfolgreich. Werte Herren Friedrich, Wendt und Co.: habta fein gemacht. Ich persönlich hab keine Ahnung wie ich hier noch argumentativ anstinken soll und ehrlich gesagt fehlt mir auch die Lust weiterhin Freizeit zu investieren um für euch „da oben“ die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Macht ihr mal, lasst euren Worten Taten folgen, bin gespannt.

Bin irgendwie im Moment heilfroh, dass ich mich aus dem Profifußball zurückgezogen habe, wenn auch die Gründe dafür komplexer sind. Ich steh lieber mitm Weißbierglas in der Hammelklasse am Spielfeldrand als mich für Wahlkampf missbrauchen zu lassen.
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