Die Löwen bei den Fohlen.....


So eine Auswärtsfahrt ist doch was feines. Kommt man viel rum, sieht neue Stadien und kommt in Städte von denen man vorher nicht mal ansatzweise wusste wo sie sich denn befinden. Zugegeben ging es mir beim Namen Mönchengladbach so. Eine Stadt mit der man Fußballtradition verbindet, aber trotzdem auf Anhieb nicht sofort sagen könnte wo sie zu verorten ist. Einen Steinwurf von den Niederlanden entfernt also.

Dementsprechend früh fuhr auch der Fanbus der Region 1 am Münchner Candidplatz ab. Um 05.30 Uhr ging es los, einen Steinwurf vom altehrwürdigen Grünwalder Stadion entfernt. Ein fast voll besetzter Bus mit lauter trinkfesten Löwenfans, das versprach feuchtfröhlich zu werden. Neben gutem Bier gab es auch noch ein Jubiläum welches ich schon wieder vergessen habe, und daher auch einige Freischnäpse was zu den ein oder anderen Ausfallserscheinungen bereits auf dem Weg zum Spiel führte. Übrigens befanden sich sogar Gladbachfans mit im Bus. Nach München verschlagen versuchen diese doch recht angenehmen Zeitgenossen so viele Spiele ihrer Mannschaft wie nur möglich mitzunehmen, wozu sich ein Fanbus des Gastes praktischerweise gleich anbietet.

Gegen kurz nach 13.00 Uhr erreichte der Bus auch Mönchengladbach, und - oh Wunder - die allseits beliebte Staatsmacht in Grün verzichtete diesmal auf eine Sightseeingtour durch das Umland mit Eskorte. Auch die Kontrollen am Stadion wurden für bayerische Verhältnisse ungewohnt locker und entspannt durchgeführt. Die Polizei hielt sich angenehm zurück, und das Thema Fantrennung.......hätte wohl manch einem von Becksteins paranoiden Fußtruppen mehrere Herzinfarkte beschert.

Das Stadion selbst sieht von außen eher so aus als hätte man beim Bau einige Baugeräte vergessen abzubauen. Im Gästeblock angekommen jedoch, fuhr erst einmal die Kinnlade des Stadionneulings eine Etage tiefer. Ein sehr enges Stadion mit guter Sicht aufs Spielfeld und atemberaubender Akkustik in dem man sich von anfang an wohlfühlt. Erster Begriff welcher mir durch den Kopf schoss war.....Hexenkessel. Da wünscht man sich das manch Erbauer einer sogenannten Arena vorher Nachhilfestunden beim Planungsbüro genommen hätte.

Das Spiel zwischen dem Tabellenersten der Zweiten Liga und den Münchner Löwen versprach von der berühmten Papierform her eine klare Angelegenheit zu werden, und so begannen die Fohlen auch: Druckvoll und mit überfallartigen Angriffen versuchten diese ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Folgerichtig gekrönt durch das 1:0 gegen konsterniert und überrascht wirkende Löwen. Kurz nach dem Tor übrigens ein Schock für elektronische Klänge gewohnte Ohren: Der Schreihals aus den Dancecharts brüllte aus den Lautsprechern, Scooter. Von diesen Schocls erholten sich die Weiß-Blauen jedoch recht schnell, und es entwickelte sich ein munteres Spiel welches fast nur aus Strafraumszenen zu bestehen schien. Etwas was man im krampfigen Mittelfeldgeplänkel und dem Gehacke zur Spielzerstörung in Liga zwei eher nicht gewohnt ist. Noch vor der Pause gab es zwei Tore für den TSV, durch den etwas glücklos wirkenden di Salvo, und Berkant Göktan. Letzterer spielte übrigens so das man als Löwenfan angetan war sich Sorgen um seinen Verbleib beim Verein zu machen. Fast wie in Zeiten vor seiner Verletzung wirbelte dieser übers Spielfeld und war für einige gefährliche Aktionen gut. Auf Gladbacher Seite wusste insbesondere Marko Marin zu überzeugen welcher die Löwenabwehr vor schier unlösbare Probleme zu stellen schien. Mit einem schmeichelhaften 2:1 ging es also in die Pause.

Halbzeit zwei begann mit einem Paukenschlag, einem Elfer für Mönchengladbach. Das dieser berechtigt war steht außer frage, allein ob die gelbe Karte für den Torwart, Phillipp Tschauner, ausreichend war sorgt anscheinend für Diskussionsstoff. Oliver Neuville trat an zum Elfmeter, welcher beinah noch pariert wurde. Allein, der Elfmeter war einen Hauch zu scharf geschossen für den schnell abtauchenden Tschauner. Das spannende Spiel ging weiter mit Chancen auf beiden Seiten, welche jedoch ungenutzt blieben. So endete das Spiel 2:2 womit die Löwen wirklich zufrieden sein können. Die Borussia aus Mönchengladbach hatte zwar die besseren Chancen, aber die Sechzger hielten mit spielerischen Mitteln recht gut dagegen und trauten sich sogar was zu. Man merkte deutlich das der Sieg gegen Wehen frisches Selbstvertrauen gegeben hat. Die gute Leistung wurde nach dem Spiel auch von uns Gästefans mit lautstarkem Jubel, Klatschen und Sprechchören quittiert.

Bei Sonnenschein und Frühlingstemperaturen machte sich dann sehr schnell Picknickstimmung auf den Grünflächen bei den Gästebussen breit. Bis zur Abfahrt nutzten einige das gute Wetter um Sonne zu tanken und die Kellerbräune aus dem Winter loszuwerden. Bier, Schnaps und das spannende Spiel forderten auf der Rückfahrt ihren Tribut, und so verlief diese recht ruhig. Laut wurde es dann nur noch als der Bus an einer Raststätte bei einem Burgerbrater vorfuhr. Eine ganze Busladung gut angetrunkener und blendend gelaunter Löwenfans sieht man dort sicher nicht so oft. Für die wenigen dort versammelten Kunden gab es was zu staunen, für die Mitarbeiter Stress pur. Statt der geplanten viertel Stunde Aufenthalt blieb man so fast eine Stunde. Nachts um halb zwei dann endlich die ersehnte Rückkehr in heimatlichen Gefilden. Erschöpft, ausgelaugt, heiser...aber schön wars.
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