XX-Tausend


Wie bereits angekündigt, stand die von vielen Löwenfans bereits lang erwartete und ersehnte Aktion XX-Tausend an. Am gestrigen 24. Mai 2008 sollten möglichst viele Zuschauer ins altehrwürdige Grünwalder Stadion strömen um ein Zeichen zu setzen gegen den Abriss, für den Erhalt.

Der Vorlauf zu diesem Spiel ließ bereits großes erwarten. Für die Anzeigenkampagnen in den Printmedien wurden nach einem vorläufigen Endergebnis 24.000€ gesammelt, und die Anzeigen selbst - grafisch superb gestaltet - sorgten auch für den ein oder anderen Lacher. Witzig gestaltet, erfolgsversprechend, sehr gut gemacht. Außerdem wurden ganze Stadtteile - allen voran natürlich Giesing - von umtriebigen und ehrenamtlich arbeitenden Löwenfans mit Plakaten zugekleistert.

Erster Erfolg dieser ganzen Arbeit: Die Zahlen des Vorverkaufs. Beim XX-Tausendvorgänger wurden im Vorverkauf "nur" 4500 Karten abgesetzt, diesmal waren es 8900 Stück. Gegengerade wie Haupttribüne waren bereits Wochen vorher ausverkauft, Karten dafür nur noch vereinzelt unter den Fans erhältlich. Lediglich für die Westkurve waren daher noch Karten erhältlich, und natürlich für die Gäste, welche in der Ostkurve platziert werden. Besonderer Dank übrigens an dieser Stelle an zwei Sponsoren. Festina wie auch Hacker-Pschorr unterstützten die Aktion XX-Tausend nach Leibeskräften, und sorgten unter anderem dafür dass das Fanzine Löwenmut in einer Auflage von 10.000 Stück kostenlos verteilt werden konnte.

So stieg die Spannung natürlich unaufhaltsam an, auch wenn es sportlich fast schon um nichts mehr ging. Denn fünf Punkte in noch zwei ausstehenden Spielen aufzuholen und zusätzlich auf Patzer der Amateure des BVB zu hoffen ist selbst für den Löwenfan - bekanntlich Anhänger der "Neigungsgruppe Laut aber leidensfähig" zu viel. Zusätzlich angeheizt wurde die Spannung áuch durch einen hervorragend geschriebenen Artikel im Lokalteil der Süddeutschen Zeitung. Hat man sonst oft das Gefühl das die Schreiberlinge der Medien einzig und allein nach der Sensation gieren und wenn es um Fanszene und Co. geht vom hohen Ross herunter berichten, so fiel doch sofort auf das der Verfasser wusste wovon er schreibt.

Nach recht wenig Schlaf ging es bereits recht früh los, an diesem Samstag, und was eignet sich besser zur Stärkung als ein Frühstück im "Löwenstüberl" am Trainingsgelände? Die Nervosität meinerseits sorgte dann auch gleich dafür das ich reichlich früh dort ankam. So konnte ich erstmal den rustikalen Charme der Angestellten genießen, und es gab als kleinen Appetizer erstmal eine Wurstsemmel. Richtig los ging es dann als um neun Uhr ein ganzer Trupp der Southside-Supporter dort einfiel. Mit Weißwurstfrühstück und geselligem Beisammensein verging die Zeit wie im Flug, und das bis dahin miese Wetter ließ sich verkraften. Im Gegensatz zu den Tagen davor regnete es zwar nicht, aber es war lausig kalt. Petrus also wieder einmal ein "Roter"? Abwarten, es war ja noch genügend Zeit bis zum Anpfiff.

Bis zum Aufbruch Richtung Stadion gegen halb zwölf, füllten sich Biergarten, Trainingsgelände, Giesing allgemein mit Löwenfans. Busseweise strömten sie nach Giesing, und man spürte ganz deutlich ein nervöses Flimmern in der Luft. Vorfreude, Spannung auf das zu erwartende. Auf dem Weg gen Supermarkt, um sich erstmal mit Getränken einzudecken, liefen einem auch die ersten Anhänger des Gegners über den Weg. Laut waren sie nicht, besonders viele auch nicht, und Pöbeleien kamen auch nur ganz verdruckst. Schwach der erste Eindruck von ihnen. Am Treffpunkt Wienerwald ging es bereits hoch her. Massen von weiß-blauen sorgten dort für einen guten Umsatz. Wie sagte ein Löwenfan so treffend: "Der finanziert heut das Studium seine Sohnes."

Die Vorfreude trieb einen jedoch unverzüglich ins Stadion, genauer in die Stehhalle wofür unsereins bereits Monate vorher sich die Karten gesichert hatte. Nach den lockeren Kontrollen gings erstmal unter der Halle daran sich Stadionhefte, den Ama-Lion wie auch den kostenlosen Löwenmut - zu sichern. Mittlerweile war auch endlich weiß-blauer Himmel, und so interessierte das Vorspiel recht wenige. Sonnen stand eher auf dem Programm, und natürlich das übliche Hallo unter Bekannten. Beim Spiel davor trafen übrigens der FC Sternstunden auf eine Altherrenauswahl des TSV. Angeblich ging das Spiel 2:1 für die alten Herren aus, und es spielten die zwei Vizepräsidenten Franz Maget und Karsten Wettberg gegeneinander.

Schön langsam füllten sich auch die Ränge, und der Blick auf die Westkurve ließ bereits zu diesem Zeitpunkt erahnen das die Aktion XX-Tausend ein Erfolg zu werden versprach. Der Lärmpegel stieg, die Stimmung ebenfalls, Gänsehautatmosphäre war angesagt auf Giesings Höhen. Teils musste ich innehalten, um das ganze zu genießen und weil die Stimme zu versagen drohte ob dieses Anblicks der sich einem bot. Der Sprecher der Vereinigung PRO1860 präsentierte anlässlich einer verlorenen Wette vor dem Spiel mit freiem Oberkörper ein altbekanntes Lied, einige Spieler wurden verabschiedet und noch viel mehr Lieder angestimmt.

Es stand zu befürchten das es zu einigen Ausfällen aufgrund von Heiserkeit kommt, aber mitnichten. Diese geile Stimmung, man entschuldige den Ausdruck, hielt so gut wie das ganze Spiel hindurch an. Ganz Giesing dürfte gehört haben was da abging. Übrigens auch ein Lob an die Organisatoren der Choreo. Die Westkurve war ein weiß-blaues Fahnenmeehr, Doppelhalter gab es allenthalben zu sehen, und die Blockfahne wie auch die Spruchbänder zu Halbzeit zwei waren wirklich der Hammer. Gut, von unten sah die Fahne nur ein wenig verdreckt aus, aber von der gegenüberliegenden Seite bot sich da natürlich ein anderes Bild, wie man unter anderem hier sieht. Während des Spiels ließen sich übrigens zwei Selbstdarsteller nicht nehmen Knallkörper zu werfen, und ich hoffe inständig das die Umstehenden sich dem Anlass entsprechend um diese Schwachköpfe gekümmert haben.

Fußball gespielt werden sollte ja übrigens auch noch. Es trafen also zwei Chaosclubs aufeinander. Die U23 des TSV traf auf den SSV Jahn Regensburg. Es war also ein Verein zu Gast der die Ligen öfter wechselt als manch einer die Unterhose, und bei dem man nie genau weiß ob er nun vor der Insolvenz steht, oder doch mal wieder die Gehälter zahlt. Beide Vereine begannen sehr zaghaft. Vor allem die U23 ließ sich scheints von der Kulisse beeindrucken und spielte wie die Erste Mannschaft des TSV. Heißt im Detail: Fehlpässe, Flanken auf Kniehöhe, Eckbälle ohne Gefahr für den Gegner, kaum Bewegung ohne den Ball. Aber auch von den Regensburgern ging kaum eine Gefahr aus. Sie benötigten schon die tatkräftige Mithilfe des extrem schwachen Schiedsrichters um per Foulelfmeter zu einem Treffer zu kommen.

Der Schiedsrichter passte sich übrigens dem Spiel an. Nicht nur das, er unterbot das Niveau der Begegnung sogar bei weitem. Auf die notorische Fallsucht der Regensburger fiel er ein ums andere mal herein, pfiff aber ebenso Vorteil ab, egal bei welcher Mannschaft. Zur zweiten Halbzeit dann endlich mal der Hauch einer Gefahr durch die Junglöwen. Torchancen wurden jedoch verstolpert oder dem Torwart in die Arme gespielt, und alles erschien viel zu hektisch. Wenigstens war nun etwas Bewegung im Spiel. Allein, so richtig Spannung im Spiel wollte sowieso nicht mehr aufkommen, da klar war das selbst ein Unentschieden nicht mehr reichen würde um noch Chancen auf die Qualifikation für die neue eingleisige Dritte Liga zu haben. Es kam also wie es kommen musste. Ein mehr als glückliches und schmeichelhaften 0:1 retteten die Regensburger über die Zeit. Man macht sich schon seine Gedanken um die Qualität in der neuen Liga, wenn man sieht das nun so ein erschreckend schwaches Team den Einzug sicher hat, wie der SSV.

Der Stimmung auf den Rängen tat dies keinen Abbruch. Im Gegenteil schwappte mehrmals Laola durch das Rund. Nach dem Spiel bedankten sich die Spieler stilecht bei den Fans. Die Niedergeschlagenheit aufgrund von Niederlage und Nichtquali wurde schnell weggefeiert. Gleich zwei mal wurde die Humba angestimmt, und es ging weiter mit Gebrüll. Einfach atemberaubend und unbeschreiblich was abging. Am liebsten hätte man das Stadion gar nicht verlassen. Die Vorfreude auf die kommende Saison zeigte sich übrigens bereits durch ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Die Dauerkarte muss einfach sein, auch wenn die Gegner nicht mehr gar so namhaft sein werden.

Irgendwann verließ man die Stehhalle dann doch, um sich auf den Weg gen Burg Pilgersheim zu begeben. An Massen an Löwenfans, welche den Wienerwald förmlich belagerten, ging es auf Schleichwegen Richtung Lokal. Dort traf man auf einen illustren Haufen an Löwen welche man als Schreiberlinge aus dem Netz kennt. Ein lustiger Haufen hatte sich da versammelt, welcher den Nachmittag in diesem schönen Biergarten ausklingen ließ. Grad schön wars, Altbekannte zu treffen, wie auch die Bekanntschaft von anderen zu machen, welche teils aus Luxemburg oder Norwegen extra angereits kamen. Ja, selbst Anhänger des BTSV waren anwesend. Löwenfans halten eben zusammen. Vom Jung- bis zum Altlöwen genoss man das gute Wetter, Speis und Trank und das Zusammensitzen.

Alles in allem scheint die Aktion XX-Tausend ein voller Erfolg gewesen zu sein, stimmungsmäßig wie auch von den Zuschauerzahlen her. Hoffentlich findet dieser Hinweis auch sein Gehör bei den entsprechenden zuständigen Stellen, damit diese Kultstätte erhalten bleibt und nicht dem Abrissbagger zum Opfer fällt.
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