Medienkompetenz?
Eine Frage die ich mir schon länger stelle, ist wie es denn um die Medienkompetenz bestellt ist in Deutschland. Immer wieder liest man angebliche Studien oder Vorträge oder es wird aus anderen Quellen zitiert welche bei näherer Betrachtung zumindest fragwürdig sind. Ein paar Beispiele:

Erst kürzlich bekam ich als Diskussionsgrundlage eine angebliche Studie des durch die "BILD" bekannt gewordenen sogenannten "Richter Gnadenlos" Roman Reusch zugespielt. Bei näherem hinsehen entpuppte sich diese Studie jedoch als üble Meinungsmache welche dann natürlich auch von entsprechenden Kreisen instrumentalisiert wurde. Bereitgestellt wurde die Studie nämlich auf einer ebenfalls sehr fragwürdigen Seite. Mag vielleicht keinen erstaunen, dann wohl eher das dieses Pamphlet kritiklos und ohne zu hinterfragen als Diskussionsgrundlage herangezogen werden sollte.

Es ließen sich da sicherlich noch einige Beispiele anbringen, bei denen nach Herzenslust diskutiert wird aufgrund einer vollkommen falschen Faktenlage. Bestes Beispiel hierzu die "Geht sterben"-Reihe von Stefan Niggemeier. Auch ein Blick in die aktuellen Printmedien und der gleichzeitige Abgleich mit dem selbst erlebten und wahrgenommenen sorgt doch immer wieder für Erstaunen. Sinkende Arbeitslosenzahlen - bejubelt allerorten von den Medien - bei gleichzeitig stagnierenden Einkünften der gesetzlichen Krankenversicherungen sollten einem doch zu denken geben, werden aber ebenso kritiklos hingenommen.

Und so schaffen es immer wieder Fehlinformationen, falsche Meldungen in die Meinungsbildung. Wäre alles nicht so schlimm meint man, denn es gibt ja noch das Internet, den Quell unerschöpflichen Wissens, Information schnell und zuverlässig für alle. Aber halt, auch da stecken eben nicht nur Chancen sondern auch Gefahren.

Ein Blick in verschiedenste Foren und Kommentarspalten der Zeitungen zeigt einem immer wieder, dass das Internet scheints ein Tummelplatz für viele ist die den Vergleich primärer männlicher Körperteile vor allem mit Worten ausfechten. Gern wird auch dort nach Herzenslust polemisiert und fern jeder Netiquette rumgebrüllt. So wirklich eine Gefahr geht davon mit Sicherheit nicht aus, sorgt eher für Erheiterung. Zu denken gibt einem da eher der ein oder andere Blog, vor allem wenn dieser sich vermeintliche "Political-Incorrect"-ness aufs Revers heftet.

Unter dem Deckmantel von vermeintlicher Inkorrektheit wird da nach Herzenslust gegen Minderheiten jeglicher Art gehetzt, polemisiert, pauschalisiert. Ja selbst versteckte Mordaufrufe sind da nicht selten und werden vom Seitenbetreiber wohlwollend toleriert. Im Gegensatz zu manch Blog welcher einfach nur Systemkritik übt, wird - nicht nur - dort auf übelste Art und Weise Propaganda betrieben, mit Methoden die an ein Hetzblatt vergangener Tage erinnern. Die Klickraten von entsprechenden Blogs sind locker im sechsstelligen Bereich, und wie rasend schnell sich solch krankes Gedankengut verbreitet ist allerorten nachzulesen. Ja selbst die vermeintlich seriöse Presse schreckt nicht davor zurück dies ungefragt nachzudrucken. Auch hier wieder als Kritiker aktiv: Stefan Niggemeier.

Der Umgang mit Chancen, aber auch Gefahren die sich aus nachlässigen Printmedien einerseits und unkontrollierter Informationsflut andererseits ergeben kann getrost als hilflos bezeichnet werden. Hier anzusetzen mit Verboten/Sperrungen/Strafen ist jedoch eindeutig der falsche Weg. Viel eher sollte das Bewusstsein dafür geweckt werden das jeder Meinungen und Quellen hinterfragt, sich selbst informiert und dazu auch mal über den berühmten Tellerrand hinausschaut.

Update:
Es ist doch immer wieder erstaunlich zu sehen wie schnell kritische Blogs sich von Sektierern und Verschwörern überrennen lassen. Dies geschieht meist langsam, aber stetig. Da werden Quellen gebracht, die die Meinung die in diesem Blog vorherrscht, stützen sollen, jedoch subtil eine ganz andere Botschaft transportieren. Und schon ist der Schrei nach Systemsturz und einfachsten Lösungen nicht fern. Populismus par excellance, der sich da schnell einschleicht. Ist ja auch einfacher, ohne groß nachzudenken und Quellen gegenzuprüfen für eine einfache und radikale Lösung einzustehen.

Sieht man sich den Kommentarbereich der "Welt" an, merkt man auch wie schnell auf freizügige Moderation reagiert wird. Auch dort wird die Seite in Windeseile von vermeintlich politisch Inkorrekten überrannt, und versteckte Mordaufrufe sowie Hetze gegen Minderheiten jedweder Art sind keine Seltenheit. Natürlich liegt der Schluss nahe dies alles als Taten vereinzelter Spinner abzutun. Aber welchen Wert haben dann die Medien im allgemeinen und das Internet im besonderen, wenn auf diese Ballung an Populismus, Hetze, gezielter Falschinformationen hilflos reagiert wird und man lediglich die Chancen der Medien sieht, aber das Risiko gern verschweigt? Medienkompetenz sollte endlich dringendst eines der Hauptthemen werden.
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