Von Badegästen und Parkplatzsuchenden
Einwohnerversammlung in Untergiesing also, Thema: eine geplante Unterkunft für Geflüchtete auf dem Osram-Gelände in der Nähe des Candidplatzes. Eingeladen zur Infoveranstaltung hatten der Bezirksausschuss 18 (Untergiesing-Harlaching), Veranstaltungsort war eine Turnhalle in der Säbener Straße (Jahaa, DIE Säbener Straße). Dass eine solche Veranstaltung schon mal leicht aus dem Ruder laufen kann, wurde ja vor allem in Sachsen schon desöfteren bewiesen. Laim, ein Münchner Stadtbezirk, wollte dem anscheinend nicht nachstehen. Dort zeigte sich, wie dankbar vermeintlich „besorgte Bürger“ doch das verbale Zündeln anwesender Mitglieder rechtsterroristischer Vereinigungen aufnehmen. Für die Naziorganisation "Der III Weg" und die Nazihools der „Brigade Giesing“ war die Einwohnerversammlung in Laim ein voller Erfolg. Mit einem ähnlichen Vorgehen samt dankbarer Schützenhilfe des "verrohten Bürgertums" (Danke, Hr. Heitmeyer) war in Untergiesing durchaus zu rechnen. Dass es dazu nicht kam, war unter anderem Sozialreferentin Brigtte Meier aber auch anderen Mitgliedern verschiedener, zuständiger Referate wie auch engagierten Anwohnern zu verdanken. Aber der Reihe nach.

Mittwoch, der 14.10.2015. Die Sporthalle an der Säbener Straße füllt sich. Unter den ungefähr 130 Anwesenden befand sich immerhin keiner derer, die in Laim schon ihren Spaß hatten. Nur einer aus dem Umfeld von „deus vult“, einer Gruppe fundamentalistischer Christen welche gern bei PI-News schreibt und Veranstaltungen von „Pegida München“ und der Kleinstpartei „Die Freiheit“ auftritt. Neben der Sozialreferentin waren noch einige Mitglieder der zuständigen Referate anwesend wie auch zwei Polizisten der Polizeiinspektion 23. Fragen konnten eingereicht werden, während Frau Meier, die Polizei und die Referate informierten. Kurz zu den Rahmendaten: Auf dem Osram-Gelände sollen 800 Geflüchtete unterkommen. Belegt werden soll die Unterkunft von Mitte November 2015 bis Mitte 2018, anschließend ist eine andere Bebauung vorgesehen. Mehr als 800 Geflüchtete sollen auf keinen Fall untergebracht werden. Scheinbar hat man aus den Erfahrungen überfüllter Unterkünfte gelernt und will sowohl für ausreichend Rückzugsräume als auch für eine Trennung sorgen sofern gewünscht. (Den Punkt einer dezentralen Unterbringung lasse ich jetzt mal außen vor). Die Präsentation wie auch weitere Informationen wird es auf www.muenchen.de/fluechtlinge geben.

Im Anschluss an die Präsentationen und kurzen Vorträge ging es zur Fragerunde und schon wurde es…deutsch. Fragen um Beschulung der Schulpflichtigen, Dolmetscher, Unterbringung und Betreuung konnten schnell beantwortet werden. Ebenso das „Wo sollen wir denn jetzt parken?“. Parken war auch schon vorher auf dem Gelände nicht erlaubt, bestenfalls geduldet, was weidlich ausgenutzt wurde. „Wie werden die Badegäste (an der Isar, die ist gleich umme Ecke) geschützt?“ ist als Frage durchaus interessant. Zeigt doch, was manch einer für ein Bild von Geflüchteten hat. Es bleibt zu hoffen, dass die, die sich solche und ähnliche Fragen stellen baldmöglich Kontakt zu Menschen haben, die nicht der weißdeutschen Norm entsprechen. Das könnte durchaus helfen, das Bild gerade zu rücken, falls dies denn gewünscht ist. Also das geraderücken. Dass dies von manch einem eben nicht gewünscht ist, zeigte sich auch recht bald. Ein älterer Mitbürger bat doch darum, den Zaun um das Gelände möglichst hoch zu ziehen um die Anwohner zu schützen denn schließlich hätte er schon Erfahrungen gemacht, vor allem mit diesen N****. (Nein, das N-Wort, diese durch und durch rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen schreibe ich nicht aus). Hier sah sich die Versammlungsleitung genötigt schnell und konsequent einzugreifen. Danke dafür. Eine weitere Teilnehmerin echauffierte sich laut darüber, dass sie sich gar nicht mehr auf die Straße traue und die Kinder auf dem Schulweg doch unbedingt geschützt gehörten. Außerdem kann es nicht sein, dass "so viele" kommen und man müsse doch echt überlegen, ob das Stadtviertel diese Masse verkrafte. Es wäre doch besser, man rede nochmal über die Anzahl derer, die untergebracht werden sollen. Dass 800 Menschen in einem Stadtviertel mit 100.000 Einwohnern zu viel sein sollen lässt durchaus den Schluss zu, dass hier jemand nicht den Arsch in der Hose besitzt zuzugeben, dass er lieber gar keinen "Fremden" um sich hat. Durchaus interessant auch, dass diese beiden konsequent die Ich-Form vermieden und fortlaufend von „Wir“ sprachen. Eine interessante Taktik ebenso wie der Versuch, Teile der Teilnehmer auf ihre Seite zu ziehen. Es gab Applaus von einigen für die „Sorgen“. Dank gilt hier dem Anwohner welcher einschritt und auf die Unschuldsvermutung hinwies, die auch für die Geflüchteten zu gelten habe. Auch hier: Applaus, diesmal deutlicher.

Während der Veranstaltung wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass jede helfende Hand gern gesehen wird. Für Freizeitbeschäftigung ebenso wie für Behördengänge baut man also wieder auf freiwillige Helfer. Auch wurde auf einen geplanten Tag der offenen Tür hingewiesen bei dem sich Anwohner selbst ein Bild der Einrichtung machen können. Hierzu werden noch weitere Infos folgen. Kurz noch zu den Freizeitbeschäftigungen: in unmittelbarer Nähe der geplanten Unterkunft befinden sich sowohl die Isarauen samt Flaucher als auch das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße/Grünwalder Stadion/Sechzgerstadion/Hermann Gerland-Kampfbahn. Da würde sich das ein oder andere doch anbieten. Nun, die Informationsveranstaltung war nach gut 1,5 Stunden dann auch vorbei. Von den, zum Glück nicht recht zahlreich erschienenen, besorgten Bürgern gab es noch ein „Ihr jungen Leut macht es euch immer so einfach“. Ansichtssache, wer es sich hier „einfach macht“. Den Auftritt von „Ich trau mich gar nicht mehr vor die Tür“ gab es auch noch. Das dahin geworfene „Dann bleibst hoid dahoam“ war nicht unbedingt zielführend, aber passend. Respekt an die, die sich noch die Zeit nahmen die „Ängste“ auszuräumen. Es bleibt eine Veranstaltung, die ruhiger verlief als befürchtet. Es gab durchaus Wortmeldungen aus denen Vorurteile, ja auch Rassismus sprach. Die Versammlungsleitung wie auch teilweise Anwohner hielten hier aber dagegen und die Anzahl derer, die sich gar nicht erst informieren wollen sondern in Vorurteilen und Hass bestätigen lassen wollten hielt sich aber in Grenzen. Das scheint der Unterschied zu sein zwischen der Provinz, ob nun der sächsischen oder der westdeutschen, und München.
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