Mittwoch, 5. November 2014
Ritter in güldener Rüstung und ganz viel Blech


Ghostbusters aus dem Fanblock


Ein Gespenst geht um. Dieses Gespenst kommt aus dem österreichischen Fuschl am See, stellt Getränke her und verkauft diese in winzigen Dosen zu völlig überzogenen Preisen. Nebenbei engagiert sich dieser Getränkehersteller im Sport. Die Palette des Engagements reicht hier von Extremsport bis im-Kreis-fahren und wird dort seitens der Zuschauer scheints recht gern gesehen. Zumindest werden Artikel über irgendwelche Kleinstflugzeuge mit rotem Stier als Aufdruck recht gern verbreitet und entsprechende Ausschnitte erreichen auf einschlägigen Videoplattformen leicht höhere Klickzahlen. Doch ein wackeres kleines Dorf namens Fußball widersetzt sich gar tapfer dem Ansturm aus Österreich (hier bitte irgendeinen Spruch mit „Kleinbonum“ einsetzen. Obwohl…vielleicht doch nicht. Das mit dem Zaubertrank könnte sonst leicht missverstanden werden).


Sauron trinkt Saft aus gar schrecklich gemeuchelten Gummibärchen


Die Rollen scheinen klar verteilt: auf der einen Seite steht er, der „Feind“. Gar schröcklich wütet er unter den Traditionsvereinen und zerstört alles, was auch nur annähernd mit so genannter Fußballfankultur in Verbindung gebracht werden kann. Gut, was nun sonderlich erhaltenswert ist daran, landauf landab exakt dasselbe Liedgut zum Besten zu geben und alle Stadien mit einem einschläfernden Klangteppich zu überziehen, erschließt sich mir nicht so ganz. Aber wenigstens sind diese Fanszenen doch ach so kreativ, wenn es um Protest geht. Und, zugegeben, Tiervergleiche sind ja auch wirklich neu und kreativ. Als wäre der Projektname „Rasenballsport Leipzig“ nicht bereits Verballhornung genug wird jetzt also von „Rattenball“ gesprochen. Der böse Feind, die Ratte. Von Ungeziefer ist also die Rede, welchem es mithilfe des tapferen Fans zu Leibe zu rücken gilt. Die Stilisierung des Fans selbst als „Schädlingsbekämpfer“.

Gut, wer die Schulzeit nicht komplett fröhlich schnarchend verbracht hat, dem dürfte jetzt bei den Bildern die da beschworen werden etwas aufgefallen sein. Wer sich von der Fixierung des Geschichtsunterrichtes in der Schule auf die Zeit rund um den kleinen schnurrbärtigen Österreicher nicht abschrecken lässt, noch weiteres. Aber die Verwendung antisemitischer Stereotype ist doch nicht so gemeint, es geht ja schließlich gegen das ultimativ Böse. Und was diese Wissenschaftler da erzählen stimmt ja eh nicht weil es ist ja nicht so gemeint und man selbst kein Nazi (was nebenbei nie jemand behauptet hat. Aber Strohmänner sind halt schon was Feines.) Und außerdem lenkt diese Debatte ja bekanntlich auch nur vom wahren Problem der Traditionsvereine ab: dem Getränkehersteller samt Anhang.


Hobbitse mit Fahnen


Nun, vielleicht lässt sich ja der Eigentümer des Leipziger Rasenballsportvereins davon beeindrucken, dass Fans des Gastvereines nicht in sonst üblicher Anzahl erscheinen. Genau an diesem Punkt wird es spätestens dann witzig, wenn Fans eines Münchner Vierzahlenvereines in das Boykott-Geschrei einsteigen. Schließlich war es die Grünwalder Straße, welche dank Investoreneinstieg vor gar nicht all zu langer Zeit in die Schlagzeilen geriet. Und „investorenkritische Fans“? Waren vorher gar tapfere Ritter in güldener Rüstung, wurden während des Investoreneinstieges versucht aus dem Stadion zu prügeln, sind jetzt wieder gar tapfere Ritter….weil ihr Investor ist ja ganz anders. Der ist ja ein Guter. Warum eigentlich genau? Weil er nicht gar so dreist beim umgehen von 50+1 war? Weil dieser Investor Vereinsname samt Logo (noch?) unangetastet ließ? Weil sich nur so begründen lässt, dass man sein Fähnchen doch ganz gern in den Wind hängt und mit der Masse blökt?

Man weiß es nicht und will es vermutlich gar nicht so genau wissen. Von der viel gerühmten Kreativität bleibt da im Protest nicht viel übrig. Von in sich stimmigem Handeln ist man ebenfalls meilenweit entfernt. Dabei gäbe es so viele Punkte, die Investorenprojekte wie beispielsweise das in Leipzig oder das Münchner angreifbar machen. Der genauere Blick auf den Umgang aller Beteiligten mit 50+1, das hinterfragen manch dubioser Kontakte, das Gebaren auf dem Transfermarkt, Mitgliederstruktur/Umgang mit selbigen uswusf. Aber solange man sich lieber darauf beschränkt, ganz laut zu krakeelen sobald der Projektname nur erwähnt wird und noch lauter zu plärren, wenn in den eigenen albernen und unsachlichen Chor nicht auf exakt die gleiche Art und Weise eingestimmt wird ist nicht einmal daran zu denken, auch nur ansatzweise ernst genommen zu werden.
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