Dienstag, 25. August 2015
Wut im Bauch
„Ignoriert diese Leute bei Pegida doch einfach. Die sind unbedeutend und ungefährlich“

„Ich schäme mich so für das, was in Heidenau passiert“

Zwischen diesen Aussagen, geäußert von denselben Personen, liegt kein halbes Jahr. Stimmen die bereits „damals“ mahnten, dass sich Rassismus und was sich sonst noch an Hass bei Pegida samt Ablegern sammelt, schlecht wegignorieren lassen wurden verlacht. Nu hamwa den Salat, die Saat geht auf. Fast täglich brennt eine Unterkunft für Geflüchtete. (Und wer jetzt hier kommt mit „Aber das sind doch nur geplante Unterkünfte, noch keine fertigen“ möge bitte nochmal ganz scharf nachdenken. Wenn das nicht hilft: Kopf mit ausreichend hoher Frequenz auf die Tischplatte schlagen. Hilft vielleicht nicht, aber man hält endlich mal die Klappe). Nicht zu vergessen natürlich die, denen das Thema zu viel ist, denen viel zu viel darüber berichtet wird, welche gern eine Funktion hätten, das Thema auszublenden. Kleiner Tipp: die Funktion habta schon, qua Geburt. Weil ihr zufällig hierzulande aus der Vagina geflutscht seid und weil ihr zufällig weiß seid und heterosexuell könnt ihr das Thema ignorieren. Seid ihr eines davon nicht, würdet ihr gar nicht erst auf die Idee kommen, das Thema ausblenden zu wollen.

Mh, wie wäre es denn dann damit, solche „Hassdemos“ einfach zu verbieten? Klasse Idee, so schön deutsch. Keinen Bock sich mit dem Thema, den Ursachen und eventuellen Ansätzen für Lösungen zu beschäftigen, also zeichnen wa fleißig ne Petition, die genau das fordert. Auf die wirklich richtig doofe Idee, mal mit den Betroffenen zu sprechen kommt keiner. Nein, nicht mit den „Nationaler Widerstand“-Brüllern. Gemeint sind hier die Geflüchteten selbst. Die organisieren sich durchaus selbst und versuchen mit Demos oder einer Bustour auf ihre Situation aufmerksam zu machen und für ihre Rechte zu kämpfen. Das Werkzeug dazu, deren Demos zu verbieten würde damit der Polizei gleich mit in die Hand gegeben? Doof, ne. Aber die Polizei kann das doch bestimmt gut einschätzen und wird schon „die richtigen“ treffen, oder? Gut, hat sie in Heidenau erst eindrucksvoll bewiesen, dass sie das eben nicht kann und will und auf Kollegen und Freunde nicht eindrischt selbst wenn diese „Sieg Heil“ brüllen und versuchen Menschen zu jagen welche hier Schutz suchen.

Beinahe hätte ich das wichtigste vergessen: den Hinweis darauf, dass „die Linken“ mindestens genauso schlimm sind bzw. das „Gewalt, egal ob von rechts oder links nicht toleriert werden darf“. Hui, da bin ich aber heilfroh, dass die Gefahr von links und von rechts ausgeht und die gute und brave Mitte nicht ebenfalls fleißig am (nicht nur) verbalen Zündeln ist. Hoch lebe die Extremismustheorie, lasset uns das güldene Hufeisen anbeten und hoffen, dass die Gewalt welche unsere brave Mitte bedroht bald wieder vorbei gehen möge. Ich frage mich ja, jetzt mal ernsthaft, wie man bei einer beispiellosen rechtsterroristischen Welle nur auf die Idee kommen kann zu betonen, dass links auch böse sei. Entweder man versucht sich hier mit aller Gewalt rein zu waschen, sich schon mal vorsorglich den Persilschein zu verpassen für die Zeit, nachdem man durch eigene Ignoranz mit dazu beigetragen hat, dass wieder mal alles in Trümmern liegt oder aber man hat recht wenig Ahnung vom Thema, ist dafür aber wenigstens schön laut.

Bleibt nur, sich bei denen zu bedanken bzw. auf die hinzuweisen, welche sich engagieren. Da wäre zum Beispiel „die“ Antifa, also die, die extra aus Berlin/Leipzig/Dresden/… nach Freital und Heidenau fahren/fuhren um sich dem rassistischen Mob entgegen zu stellen wenn die Polizei schon dazu nicht willens ist und die Bevölkerung vor Ort sich entweder weg duckt oder aber mit dem Mob mit marschiert. Rührend auch die vielen Initiativen welche sich bemühen, Geflüchtete willkommen zu heißen, Spenden sammeln, sortieren, verteilen und somit die Arbeit übernehmen, zu der der Staat nicht willens ist. Stellvertretend seien hier einfach mal PRO ASYL und der bayerische Flüchtlingsrat genannt. Wer mag, findet nahezu überall Initiativen bei denen er sich engagieren kann. Wer nicht mag und wen das Thema nervt, der möge wenigstens die Klappe halten.
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