60 Amas gegen Waldhof Mannheim
Kurz vor der Winterpause stand also am gestrigen Samstag das erste Spiel der Rückrunde an. Die Amateure des TSV gegen Waldhof Mannheim. Mannheim....da war doch was. Genau, erst kürzlich rettete eine Finanzspritze eines Mäzens den Verein. Und im Hinspiel, am ersten Spieltag der Regionalliga Süd kam es zu Ausschreitungen.
Nicht nur das Raketen aufs Spielfeld flogen, nein, dank unzureichendem Aufgebot an Ordnern und Polizei wurde der Gästeblock von den Mannheimern gestürmt. Nach einem kleinen sportlichen Fehlstart gings für die Mannheimer bergauf, auch wenn gegen Eintracht Bamberg ein empfindlicher Rückschlag verbucht wurde. Auch für die Minilöwen gings nach Fehlstart bergauf. Fünf Siege infolge standen zubuche.

Es durfte also ein heißer Tanz erwartet werden, auf dem Spielfeld wie leider auch außerhalb. Erstaunlich wenig Polizei war jedoch etwa zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn in Stadionnähe anzutreffen. Nur von wenigen Grüngekleideten beobachtet gings vorher erstmal in den üblichen Fantreff, um ein bis zwei Bierchen in geselliger Runde zu zischen. Der Wienerwald vis-a-vis der Stehhalle des altehrwürdigen Grünwalder Stadions füllte sich recht fix, bis hin zur Überfüllung. Um das Chaos komplett zu machen fiel noch das Licht auf dem Herrenklo aus und es stand auch gut unter Wasser dank Verstopfung. Nach kurzem Abstecher gen Burgerbrater nebenan wollte man sich dann durch die Fanmassen gen Stadion begeben, kam aber nicht weit da mittlerweile ordentlich Polizei aufmarschiert war und den Weg versperrte. Ein Fanbus aus Mannheim sollte die Straße kreuzen und wurde zur Begrüßung gleich mal mit einer Bierflasche beworfen. Doofe Aktion natürlich, zu Schaden kam zum Glück niemand.

Bereits vorm Stadion, wie auch in der Stehhalle selbst fiel einem doch auf das einige anwesend waren die man sonst nicht sieht bei "normalen" Amaspielen im Sechzger. Das einige Erlebnisorientierte anwesend sein dürften war vorher schon klar, die Masse überraschte dann doch ein wenig. Die gesamte linke Seite der Stehhalle, also die den Gästefans zugewandte Seite, wurde von diesen eingenommen. Auch bei den Fangesängen die aus diesem Eck angestimmt wurden, war ersichtlich das es sich nicht gerade um Leut mit Bezug zum TSV handelt. Nun, bei sehr guter Stimmung begann das Spiel recht zerfahren. quasi aus dem nichts fiel der Führungstreffer für die Mannheimer, wütende Angriffe der Junglöwen waren die Antwort darauf. Dank mangelnder Chancenauswertung sprang jedoch vor der Pause lediglich der Ausgleichstreffer dabei heraus, und so gings mit einem für die Gäste etwas schmeichelhaften Unentschieden in die Halbzeitpause.

Druck- und schwungvoller kamen die Mannheimer aus der Kabine, und nicht ganz unverdient fiel daher das 1:2. Der Schiri zeigte in Halbzeit zwei eine mehr als fragwürdige Berufsauffassung und verpfiff das Spiel dann leider komplett. Die gelb-rote Karte für die Junglöwen war ein schlechter Scherz, dem 1:3 für die Mannheimer ging ein ganz klares Foul voraus, ein Elfmeter wurde nicht gegeben.......Wacker kämpfende Löwen wurden so bestraft. Mittlerweile war das Spiel aber leider zur Nebensache geworden. Der Mannheimblock hatte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit gefüllt, mittlerweile waren ca. 250-300 anwesend. Diese ließen es sich nicht nehmen zu provozieren. Der gelegte Bengalo war da noch recht harmlos, das eingedrückte Tor des Blocks Richtung Stehhalle dagegen nicht. Die Erlebnisorientierten Besucher auf der linken Seite der Stehhalle ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen und stürmten erstmal die abgesperrten Blocks Richtung Gästeblock. Die Polize welche sich bis dahin eher im Hintergrund gehalten hatte ging dazwischen und trieb die Masse wieder zurück. Warum mehr Polizei zwischen Haupttribüne und Orskurve versammelt war als zwischen Ostkurve und Stehhalle jedoch bleibt ebenso ein Rätsel wie die Entscheidung weiterhin keine Blocksperre über die Stehhalle zu verhängen.

So strömten die von der Polizei zurückgetriebenen raus aus dem Stadion und über die Grünwalder Straße Richtung Gästeblock. Auch dort stellte sich ihnen die Polizei in den Weg, allein, besonders planvoll wirkte das ganze nicht. Mittlerweile war das Spiel nach kurzer Unterbrechung wieder angepfiffen worden und auch das 1:4 gefallen, womit klar war das die Löwen heute deutlich unter Wert geschlagen werden. Vielen Fans in der Stehhalle wurde die Atmosphäre dann doch etwas zu ungemütlich, es begann brenzlig zu werden. Aus dem Grund verließen sie in Scharen die Haupttribüne um sich auf den Heimweg, oder wie ich gen Stadionwirtschaft zu begeben. Also raus aus dem Stadion und erstmal neugierig Richtung Gästekurve geschaut. Aus dieser Richtung wurden einem die Fans von der Polizei in einer wahren Treibjagd schon entgegengetrieben. War diese Treibjagd nötig oder hätte eine einfache Absperrung auch genügt?! Nun, weiter gings also ums Stadion rundum, die Stadionwirtschaft befindet sich ja unter der Haupttribüne.

Massen an Fans und Erlebnisorientierter hatten dummerweise die selbe Idee und so glich das ganze eher einer Völkerwanderung. Einige jedoch wollten auf diesem Weg zur Gästekurve gelangen, jedoch war die Volkmerstraße hinter der Haupttribüne abgesperrt. Eine kurze Diskussion mit einem Ordner welcher den Weg zur Stadionwirtschaft ebenfalls nicht freigeben wollte ergab die Info das wir doch den Candidberg hinunter laufen sollten und so heimwärts. Doch wir ließen glücklicherweise nicht locker, denn auf einmal stürmte die Polizei das Areal und trieben alle die den Candidberg hinunterwollten mit Knüppeln wieder zurück in Richtung Stehhalle. Unsereins stand staunend etwas abseits und registrierte nur mit halbem Ohr das einer aus unserer Gruppe mittlerweile den Ordner quasi totgequatscht hatte und wir durch die Westkurve zur Stawi durften. Dort wurde dann der Abend noch in geselliger kleiner Runde ausklingen lassen, nicht jeder hatte das Glück es bis dorthin zu schaffen.

Das die Geschehnisse rund ums Grünwalder Stadion mal wieder die vereinigte Pressemeute auf den Plan rufen würde war klar, allein die Art der Berichterstattung spottet mal wieder jeglicher Beschreibung. Nahezu gleichlautende Berichte gabs von BR-online , kicker sowie der Abendzeitung. Letztere übrigens mit einem bezeichnenden Bild zum Artikel. Die Choreo stammt von der hier schon oft besprochenen Aktion Aktion XX-Tausend als 12000 Fans friedlich bei einem Spiel ein Zeichen für den Erhalt des Grünwalder Stadions setzten. Wenn man jedoch glaubt es geht in der Bebilderung eines Artikels nicht dümmer, kommt RP-Online daher. Zuverlässig doof eben. Kleiner Hinweis: Welcher der beiden beteiligten Vereine hat die Farbkombination gelb-schwarz? Stimmungsmache pur eben.

Aber nicht nur die Bebilderung gibt Anlass zur Kritik, sondern auch die Berichterstattung an sich, soweit man da von 1:1 kopierten Polizeiberichten überhaupt davon sprechen kann. Ja, es kam zum Katz- und Mausspiel zwischen Polizei und Fans und auch zu regelrechten Jagdszenen. Ja, es waren leider einige nicht wegen des Spiels anwesend sondern wegen der Hoffnung auf eine sogenannte dritte Halbzeit. Und, ja, das Verhalten derer die provozierten wie auch derjenigen welche versuchten zum Gästeblock zu gelangen gehört aufs schärfste verurteilt. Aber warum wird nun wieder suggeriert dass das Stadion an sich unsicher ist? Warum wird nicht auf die organisatorischen Fehler eingegangen? Eine Blocksperre zur zweiten Halbzeit für die gesamte Stehhalle und ein Polizeiaufgebot in den abgesperrten Blocks der Ostkurve hätte schon im Vorfeld einiges verhindert. Warum mehr Polizei zwischen Haupttribüne und Ostkurve als zwischen Ostkurve und Stehhalle steht bleibt ein ebensolches Rätsel wie die planlose Jagd auf die Fans die zur Gästekurve wollten.

Die Polizei, sonst eigentlich erprobt darin Fans einzukesseln und sicher für Fans und Außenstehende an einen anderen Ort zu geleiten, beschäftigte sich lieber damit das bereits erwähnte Katz- und Mausspiel zu spielen und die Fans von einem Eck ins nächste zu jagen. Und auch das Thema Fantrennung findet kaum Beachtung in den nur auf reißerische Meldungen bedachten Medien. Eine Fantrennung, geschickter organisiert als gestern natürlich, ist im Grünwalder Stadion auf jeden Fall effektiver möglich als beispielsweise in der Allianz Arena auf dem Müllberg zu Fröttmaning. Dort müssen ALLE Fans an den Auswärtsbussen vorbei, und zusätzlich ALLE Fans die selbe U-Bahnlinie benutzen. Nahezu unmöglich ist es dort die Fans zu trennen und Raufereien bereits im Vorfeld auszuschließen. Um so erstaunlicher ist es jedoch das Vorfälle wie nach den Spielen gegen Augsburg oder Nürnberg ebenso wenig Beachtung in den Medien finden wie die Vorfälle nach dem Spiel des Lokalrivalen aus der Seitenstraße gegen Hoffenheim.

Nun, zusammengefasst bleibt zu sagen das sich einige Fans wie erwartet nicht mit Ruhm bekleckert haben und leider zeigen "mussten" das bei einem Besuch eines Fußballspiels das Spiel an sich für sie zur absoluten Nebensache gehört. Darüber hinaus hat die Einsatzleitung der Polizei mal wieder versagt, und auch die Koordination rund ums Stadion von Vereinsseite Schwächen gezeigt. Und dem ganzen die Krone aufgesetzt haben wieder einmal die Printmedien aus dem Hause Schreihals und Co., welche strikt tendenziöser Berichterstattung ohne eigene Recherche natürlich nicht abgeneigt sind. Da bin ich doch mal gespannt wie vermeintlich seröse Blätter am Montag darüber berichten werden.....
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