Sonntag, 17. Mai 2009
Adios AA...
...du Bauwerk zu Füßen des Müllbergs. Du Kunstwerk im Schatten der Faultürme. Hm, aber langsam und von vorn, und erstmal die Erklärung worums überhaupt geht.
Wie den meisten bekannt, ist der TSV dank eines gewissen Größenwahnsinnigen aus Hinterbrühl leider gezwungen in der Allianz-Arena zu spielen. So weit so schlecht. Das Stadion befindet sich zu 100% über die Stadiongesellschaft in den Händen des Lokalrivalen, ist meist schlecht besucht, und gilt nicht umsonst als Stimmungssarg. Die Aussicht ist idyllisch, direkt auf den angrenzenden Müllberg und die davorliegende Autobahn. Der Weg zum Stadion selbst ist von der U-Bahn auch recht einfach zu bewältigen. Es stehen dem Genuss des Spiels nur 900m betongewordene Deeskalationsmaßnahme im Weg, auch Esplanade genannt. Die Anreise mit dem Auto ist dank direkter Autobahnanbindung auch sehr einfach, und die Parkmöglichkeiten sehr zentral und günstig. Läppische 10 Euronen muss der weitgereiste abdrücken.

Vor dem Stadion durften heute mal wieder Flyer verteilt werden um auf die Aktion XXX-Tausend hinzuweisen. Gegenstimmen zur Aktion, welche zum Ziel hat gegen den Abriss des Grünwalder Stadions zu protestieren und nebenbei den Vierligazuschauerrekord zu knacken, gab es kaum. Vereinzelt meinte manch älterer Löwenfan das der alte Kasten abgerissen gehöre. Stimmt, wir reißen das meistbespielte Stadion Deutschlands ab und lassen die Amateur- und Jugendteams am Trainingsgelände antreten, super Idee. Den Vogel abgeschossen hat dann aber doch ein betagterer Löwenfan welcher meinte das die Zuschauerzahlen doch top wären in der Allianz Arena. Er zückte daraufhin grinsend sein Ticket für das heutige Spiel welches ihm von einem Sponsor geschenkt wurde. Manch einer denkt halt nicht von zwölf bis mittags.

Apropos Zuschauer: 33600 verliefen sich heute im weiten Rund des Betonklotzes. Trotz Kinderaktion - jede Kinderkarte 1€ - und Sponsorenaktionen eine mehr als peinliche Zahl für das letzte Saisonspiel da draußen. Die Stimmung war für AA-Verhältnisse einigermaßen ansprechend. Bedenkt man die miese Akkustik und die Aufteilung der Heimfans in zwei getrennte Kurven kann man sie sogar als gut bezeichnen. Die Trennung der Heimfans in unterschiedliche Kurven macht übrigens auch dem Lokalrivalen zu schaffen, aber was solls. Mir ham doch a wunderschönes Stadion da draußen, das auch noch so toll leuchten kann. Kosten? Ach, darüber - 5,5 Mio pro Saison - kann man doch getrost hinwegsehen. Die Konkurrenz zahlt viel weniger? Sowas kompensiert man doch locker durch hohe Zuschauerzahlen und bedenkt man erst die Sponsoreneinnahmen durch dieses supertolle Stadion....

Was unternimmt der geneigte Fußballfan nach einem Spiel? Richtig, er erkundet die Kneipenlandschaft im Umfeld. Aber Moment....Stimmt, allzuviel gibt es in der Pampa zu Fröttmaning nun wirklich nicht zu erkunden. Bleibt einzig die kleine Wirtschaft an der U-Bahn. Also, dort allesamt eingefallen um gemütlich eine Gerstenkaltschale zu schlürfen. Dummerweise hängt in dieser Wirtschaft ein Bildschirm auf dem eine Zusammenfassung der anderen Spiele gezeigt wird. Sowas führt dann schonmal dazu das man - wie heute geschehen - doch darum gebeten wird seinen hässlichen Schädel aus dem Blickfeld zu bewegen. Dieser freundlichen Bitte kommt man natürlich gerne nach, natürlich nicht ohne einen Hinweis das dies auch freundlicher geht. Okay, den älteren Herrschaften, zugehörig der ARGE, passt eine Massregelung scheints nicht so ganz

Nein, da wird lieber weiter beschimpft und nicht zitierbares von sich gegeben. Alsdann der Versuch die Herren Dickköpfe zu ignorieren um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Es keimte der Verdacht das es sich bei den Herren um selbige - oder ähnliche - handelt welche gern mal ein saftiges "tua de Scheiss Fahn oba, i sig nix" während eines Spieles von sich geben oder sich auch mal beschweren wenn man sich erlaubt beim Einlauf der Mannschaft zu stehen. Kurz darauf erlaubte ein weiterer Löwe aus meiner Gruppe sich ins Blickfeld der ARGEnauten zu begeben. Daraufhin wurden diese fast handgreiflich und es nochmals lauter. Richtig, so ist der Umgang den man untereinander pflegen sollte. Zusammenhalt wird über Board geworfen, die gute Kinderstube vergessen und man geht anderen fast an die Gurgel weil man von anderen Spielen im Fernsehen nix sieht. Den Grund warum man in einer Wirtschaft sitzt sollte man eventuell nochmals genauer erläutern.

Auch wenn die Herrschaften mit garantierter Sicherheit den kürzeren in einer Auseinandersetzung gezogen hätten, ließ man es doch dann erstmal bleiben. Ein Eindruck jedoch bestätigt sich immer mehr: In den neuartigen Konsumtempeln, hier also der Allianz Arena, scheint man sich nun ein Volk an Fußballanhängern herangezüchtet zu haben welches zur jeweiligen Vereinsobrigkeit immerzu ja und amen sagt, aber den Zusammenhalt innerhalb der Fans nicht kennt oder kennen will. Gemütliches beisammensein, das ein oder andere Bierchen (zuviel), Geschrei und Gepöbel dem Gegner gegenüber bei gleichzeitigem Zusammenhalt untereinander, all das scheint für manch einen fremd zu sein. Wie bereits erwähnt, findet man "den" Fußball mit seiner Mischung aus Proletentum und Anspruch, seinen Besonderheiten die ihn erst ausmachen, nur noch abseits der Konsumtempel.

Abschließend bleibt zu bemerken das diese Zeitgenossen mich nochmals darin bestärkt haben auf eine Dauerkarte am Müllberg zu verzichten. Das was da draußen abläuft, was diese Fans aus dem gebotenen machen, hat mit Fußball im Allgemeinen und Sechzig im besonderen nicht mehr das geringste zu tun. Ich freue mich daher auf lustige Auswärtsfahrten mit den Profis und den Amateuren nächste Saison, denn da bleibt Monsieur motzende Couchpotato eben daheim und man ist unter sich, ebenso wie auf die Spiele der Amateure in einem echten Fußballstadion.
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