Montag, 10. Oktober 2011
Der TSV 1860, warum Hammelklasse
Manchmal geht es sogar ums Sportliche beim Turn- und Sportverein München von 1860 e. V., man mags kaum glauben, und es fällt natürlich schwer. Wo gibt es so etwas auch sonst: einen Verein der zu ruinösen Kosten in der Arena des Lokalrivalen spielt und der als Gegenmaßnahme zum Zuschauerschwund die leeren Ränge abdecken lässt. Welcher sich als Arbeiterverein mit Giesinger Wurzeln präsentiert, aber gleichzeitig als Sponsor eine Nobelmarke präsentiert, nebenbei auf Trikots der Marke Uhlsport welche man trägt. Ja, so ein Firmenlogo auf einer ALDI-Tüte macht sich gut. Ein Verein welcher immer noch vom hart arbeitenden Arbeiterimage leben will, aber fleißig dem Lokalrivalen nacheifert und den FC Barcelona als großes Vorbild sieht, wohlgemerkt als "Dino" der 2. Liga was die Zugehörigkeit zu dieser angeht (nur Greuther Fürth gehört dieser schon länger ununterbrochen an). Ein Verein, in dem kritische Fans mit Feuerzeugen und Bierbechern beworfen werden, so geschehen beim Spiel gegen Cottbus Anfang letzte Saison. Ein Verein bei dem sich immer mehr Fans erbittert zurückziehen da nicht nur nicht im geringsten auf ihre Wünsche gehört und auf ihre Belange Rücksicht genommen wird, sondern sich ganz im Gegenteil alte Seilschaften austoben können nach Belieben und man lieber Fans hofiert so lang sie brav die Füße still halten. Ein Verein der nicht im geringsten demokratische Strukturen aufweist und auch keinerlei Bestrebungen zeigt dies und andere Punkte in Angriff zu nehmen welche dazu geführt haben, dass der Verein dort steht wo er jetzt steht bzw. vor kurzem mal wieder stand: kurz vor der Pleite.

Ganz im Gegenteil, zum Erhalt des status quo verkauft dieser Verein seine Profiabteilung (enthält: die in Liga zwo spielenden Profis, die in der Regionalliga Süd spielenden Amateure und die U19) an einen....Jordanier, vermutlich. Denn wer nun genau dahinter steckt, die Motive, die Modalitäten, all das ist vollkommen egal solang alles nur genau so weitergeht wie bisher. Strukturelle Probleme? Fehlende Perspektive? Egal, Hauptsache man spielt weiter in Liga zwei, im schönsten Stadion von Welt, und "wemma aufsteign werd ois guad". Wen wundert es da, dass die Fanszene weiter vor sich wegbröckelt, dafür sei als bestes Beispiel der Zuschauerschnitt der Amateure in der Regionalliga Süd genannt. Bei den meisten Vereinen ist dieser eine vernachlässigbare Größe, beim TSV trafen sich dort immer gerade die kritischen Fans und belebten den tristen Viertligaalltag mit Aktionen wie den X-Tausend-Spielen, Organisation von Auswärtsfahrten, Verkauf von Speis und Trank an Spieltagen uswusf. Diese Saison?! Eine Halbierung des Zuschauerschnitts, Tendenz weiter sinkend. Bei den Besuchen die ich diese Saison dem Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße abstattete war ich doch etwas schockiert ob der geringen Resonanz. Die "alten Gesichter", sie bleiben weg.

Nun, für die meisten fällt es mit Sicherheit schwer, sich mit dem was 1860 nun darstellt zu identifizieren. Es wurde bereits oben aufgezählt was dies alles erschwert. Der eine zieht sich komplett zurück, dem nächsten ists wurscht und er blendet das drumherum bestmöglich aus, und wiederum andere, die gehen in die Hammelklasse um den Verein weiterhin zu unterstützen. Nur zur Erinnerung: die Profiabteilungen (Inhalt siehe oben) wurden verkauft, zumindest zu 60% (davon 49% Anteile mit Stimmrecht), aber seit dieser Saison verfügt der Verein ja wieder über eigene Mannschaften. Das erste Mal seit der Ausgliederung im Jahre 2001 übrigens. Dank Kooperation mit dem TSV Weißblau Sechzgerstadion übrigens nicht ganz unten, also in der C-Klasse, sondern in der A-Klasse. Dafür startet die Zweite des e.V. in der C-Klasse. Interessant an der Kooperation: WBS wurde von Fans des TSV gegründet welche mit der Stadionpolitik unzufrieden waren. Dass nun denjenigen, die den Verein in A- und C-Klasse unterstützen, vorgeworfen wird sie würden den Verein nicht mehr unterstützen da sie ja die Profis nicht mehr besuchen, ist übrigens eine Randnotiz welche einem gedanklich zwar die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt, aber andererseits auch zum Schmunzeln anregt. Die Vorgänge innerhalb des verkauften Bereiches betrachte ich mittlerweile mit gehöriger Distanz, Spannung an Spieltagen oder aber mitfiebern ist da schon längst passè. Eher ist Kopfschütteln angesagt ob der Reaktionen wenn es einmal sportlich und auf den Rängen nicht so läuft.

Die Mannschaften des e.V., für mich sind sie der letzte Bereich innerhalb des eigenen Vereins mit dem man sich noch identifizieren kann UND bei dem gelegentlich sogar einmal der Spaß im Vordergund steht. Letzteres schien beim TSV schon fast in Vergessenheit geraten, Ersteres ist ein Begriff welcher bei Nennung , so zeigt es die Erfahrung, zuerst für Fragezeichen im Gesicht der Verantwortlichen im 3. Stock der Geschäftsstelle sorgt und anschließend für Beißreflexe. Bisher ist die sportliche Bilanz übrigens durchwachsen, aber allein das drumherum lässt einen leidgeplagten Löwen wieder sehnsüchtig den nächsten Spieltag erwarten. Aber dazu später mit Sicherheit mehr.
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