Letzter Spieltag in Nürnberg


Letzter Spieltag in Liga zwei und ein sogenannter Kracher steht auf dem Spielplan mit dem Duell zwischen dem TSV und dem FC Nürnberg. Oder doch nicht? Der "Glubb" zählte ja als Absteiger aus der Bundesliga bereits vor der Saison zu den Favoriten im Aufstiegsrennen und wurde diesem Ruf wenigstens teilweise gerecht, nach anfänglichem Fehlstart. Die Löwen dagegen...im Niemandsland, und bis kurz vor Schluss sogar noch um den Klassenerhalt bangend. Zwei Trainerwechsel gab es in dieser Saison beim TSV und zum Schluss schien man endlich einzusehen das Traineranfänger, wie Kurz und Wolf, einfach nicht weiterhelfen.

Schönstes Fußballwetter war zwar vorausgesagt für den gestrigen Sonntag, allein am frühen Morgen war davon noch nicht allzuviel zu sehen. Ab und zu verirrte sich mal ein Tropfen aus der starken Bewölkung als man sich gegen sieben Uhr früh auf den Weg gen Frankenmetropole begab. Auf der neugebauten ICE-Strecke dauerte die Fahrt mit dem München-Nürnberg-Express nicht allzulange und so stand man gegen neun bereits staunend in Nürnbergs Innenstadt. Das um diese Uhrzeit die Gehwege noch hochgeklappt sein würden und so gut wie nichts auf hat hätt ich dann doch nicht erwartet. Ein Hauch von Provinz umgab einen da. Also erstmal ab zu einem Bäcker um dort zu frühstücken. Viel Zeit ließ man sich dort, und sein Rührei mit Speck konnte manch einer genießen. Gegen halb elf gings dann wieder zurück gen Hauptbahnhof um sich auf den Weg Richtung Biergarten zu begeben.

Dank fachkundiger Hilfe durch einen Einheimischen, den man dann auch an der Trambahnstation antraf, fand man sich kurze Zeit später in einem kleinen aber feinen Biergarten wieder. Das Bier war sehr trinkbar, im Gegensatz zu manch anderem was einem in Stadionnähe so als angebliches Bier verkauft wird, und auch das Essen war nicht ohne. Anfangs noch geschlaucht vom Amasspiel am Vortag, so kam man doch schön langsam in Schwung. In geselliger wie lustiger Runde verflog die Zeit wie im Fluge und auf gings gen Stadion. Da die Tram doch recht voll aussah, eben zu Fuß bis zwei Stationen vor Schluss man sich doch noch quetschenderweise Platz verschaffte. Vom Eingeborenen hatte man sich in der Zwischenzeit leider verabschieden müssen, aber ein weiteres Treffen gibts bestimmt mal wieder.

Über Umwegen und bei sengender Hitze erreichte man das Stadion noch rechtzeitig, und versuchte erstmal Tickets für die Ticketlosen zu ergattern. Ein Abzockversuch unter Löwen, 10€ zu viel für eine Sitzplatzkarte, wurde von einem Mitgereisten vereitelt und nach kurzem Plausch mit Bekannten gings gen gut gefülltem Sitzplatzblock. Beide Fanlager stimmten sich schonmal lautstarkerweise ein, wobei die Nürnberger durchaus zu beeindrucken wussten. Lautstärke wie Abstimmung schienen da zu passen. Umweht von einer angenehmen Brise, es war immer noch brütend heiß, harrte man der Dinge. Wie würde sich der Abstiegskandidat gegen den Aufstiegskandidaten verkaufen? Die Nürnberger hatten ja noch theoretische Chancen auf den zweiten Rang welcher zum direkten Aufstieg berechtigt. Natürlich vorausgesetzt den Fall Mainz würde Punkte lassen.

Vom Anpfiff weg war ein Klassenunterschied zu sehen. Gegen druckvoll spielende Nürnberger wirkten die Löwen hilflos. Dazu kam natürlich die übliche Löwenlethargie sprich kaum Bewegung im Spiel, von Ideen wenn man dann doch mal ausnahmsweise den Ball hatte ganz zu schweigen. Das 1:0 fiel quasi auf Einladung, ebenso das 2:0 und schon plätscherte das Spiel vor sich hin. Chancen der Nürnberger wurden vom glänzend parierenden Tschauner zunichte gemacht und man selbst zeigte kaum Offensivbemühungen. Wie auch, wenn kaum ein Pass ankommt und man sich ständig zu dusslig anstellte den Ball zu stoppen. Den mitgereisten Löwenfans im Stehplatzbereich reichte es auch irgendwann und man koppelte sich vom Spielgeschehen ab. Insbesondere in Halbzeit zwei waren der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Mal wurde ein "In Europa kennt uns keine sau" angestimmt, dann plötzlich ein Torjubel angestimmt.

Torjubel? Richtig, man feierte einfach ein angebliches 6:2 inkl. aller Torjubel und Gewinn der Meisterschaft. Selbst eine Meisterschale wurde präsentiert und mit spöttischen Gesängen gen Lokalrivale wurde ebenfalls nicht gegeizt. Helden von damals wie Paul Agostino oder Thomas Hässler wurden ebenso gefeiert wie Benny Lauth, welcher prompt den Anschlusstreffer erzielte. Nürnberg hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Gänge zurückgeschaltet da man vom Ergebnis des Rivalen im Kampf um Platz zwei wusste. Dieser lag vorne, also schonte man sich für die Relegation. Und schon erinnerte nicht mehr jede Aktion der Löwen an Slapstick sondern durchaus ansehnliche Spielzüge wurden gezeigt. Ein munteres hin und her war die Folge und schon stand sogar der halbe Sitzplatzblock. Begleitmusik gab es von der üblichen Rentnermeute welche damit nicht einverstanden war das manch einer dort eben steht, im Sitzplatzbereich.

Es blieb beim 2:1 für den Glubb. Jubel - Deutscher Meister wird nur der TSV - und Klatschen dürften dafür gesorgt haben das manch ein Löwenspieler sich etwas verarscht vorkam, aber wen wunderts nach dieser Saison. Kurz vorm S-Bahnhalt, von dem aus der Sonderzug ging, gabs nochmals eine kurze Rast auf einer Wiese inklusive Beschallung aus dem angrenzenden Biergarten. Rammstein und Onkelz gabs von dort zu hören, sehr chillig also. Ein Nürnberger warf Lollis in die Menge, mit dem ein oder anderen wurde mal kurz ein Wortgefecht gewechselt, ansonsten genoss man das warme Wetter. Beim warten auf den Sonderzug dann ein kleiner Lehrgang in Polizeitaktik: Man kessele einfach Heim- und Gästefans mehr oder weniger ein und lasse diese nicht auf den Bahnsteig und warte ab bis mal einer durchdreht. Gesagt getan und schon hatten die Herren wieder einen Grund dazwischen zu gehen.

Die Zugfahrt zurück verlief weniger spektakulär als befürchtet. Kein wildes rumgröhlen und MageninhaltüberdenVordermannentleeren. Einfach nur kaputt waren die meisten. Außerdem wars eh viel zu heiß im Zug. Erleichtert angekommen in München und gleich mal in den Genuss einer Dusche daheim gekommen. Fazit: Lustiger und angenehmer Ausflug. Von der mehr als dürftigen Leistung der Löwen ließ man sich den Spaß nicht verderben und GOTTSEIDANK ist die Saison zu Ende bei den Profis. Auf gehts zu Triple-X
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