Dienstag, 26. Juni 2012
Schland oh Schland?
(vorweg: ich werde zukünftig auf Verlinkungen zu deutschsprachigen Verlagsprodukten verzichten. Aus Gründen)

Ganz Deutschland taumelt also im Moment im Schland-Fieber, ist im Fußballtaumel, schwarz-rot-gei….okay, das geht eh zu weit. Ganz Deutschland? Nun, neben denen, die mit Fußball sowieso nix anfangen können – was hier vollkommen wertfrei gemeint ist – gibt es mit Sicherheit manch Fan des Ballgetretes seines jeweiligen Lieblingsvereins der dem EM-Spektakel fern bleibt. Weit abseits (zumindest versuch ich es) der Guter-Fan/Schlechter-Fan-Diskussionen versuch ich hier mal kurz aufzuzeigen wie es bei mir dazu kam dass ich einem Team, welches mir 2006 noch so viel Spaß bereitet hat, einfach nicht mehr die Daumen drücken kann.

Ich hatte ja bereits hier und auch hierim Blog mal kurz (*hüstelt*) dargelegt, warum ich mich vom Profifußball abgewendet habe. Da wären das Spektakel zu dem der Sport gemacht wird, das zugebombt werden mit Werbung, der sterile - sorry - Einheitsfraß in den Stadien, das sterile, unpersönliche Ambiente in den neu gebauten Arenen, die Hundertschaften von Polizei, Polizeigewalt (nein, das Fass mach ich heut mal nicht auf), Dauerbeschallung eintönigerweise nicht nur dank Werbung sondern auch von den Rängen (auch das Ultra-Fass bleibt zu) ebenso wie die Geschehnisse rund um meinen Verein. Auch das hatte ich bereits kurz beschrieben. Der Kröten gab es genug zu schlucken, sei es der Arenabau zusammen mit dem Lokalrivalen (interessant wie viele Fässer heut zubleiben dürfen) oder aber die ständigen Streitereien zwischen einem eher konservativen Fandachverband – der ARGE - und reformorientiertem Zusammenschluss – PRO1860 -. Rund um den Verkauf eines Großteils der Profi-Abteilung (darin enthalten: 2.-Liga-Team, die sogenannten Amateure, die A-Jugend) kam es ja – zumindest meiner Meinung nach – zu einer weiteren Vertiefung der Gräben im Verein welche dazu führten, dass man sich nicht nur gegenseitig die Berechtigung sich Fan zu nennen absprach, sondern auch zu körperlichen Auseinandersetzungen führten. WIR sind die wahren Fans, IHR seid diejenigen die den Verein kaputt machen, weg gehören, keine Löwenfans seid,….Ein Wir-Konstrukt wird also aufgebaut um andere auszugrenzen.

Damit wären wir schon bei der Nationalmannschaft. Wie heißt es immer so schön vor Spielen: „Wir werden gewinnen“. Öhm, öcht? Wie twitterte Katharina Schulze von den Grünen kürzlich: „Nein, ich nicht!und Du auch nicht - Du sitzt nur vor dem Fernseher“. Interessanterweise haben nach einem verlorenen Spiel nicht „Wir“ verloren, sondern „Die“ haben´s vermasselt. „Die“ spielen entweder Weltklasse oder aber absolut Scheiße. Graustufen gibt es da keine. Und wenn das Event nicht den eigenen Anforderungen entspricht dann wird halt gepfiffen. Nicht nur dies ist ein Hinweis auf eine übersteigerte Erwartungshaltung wie auch ein gewisses Schwarz-Weiß-Denken. Aber das gilt natürlich nicht nur für die Nationalmannschaft, solches sieht man im Profifußball ständig. Wobei sich mir hier die Frage stellt: Inwieweit hat die Berichterstattung hier zu diesem Verhalten beigetragen oder aber es gar verstärkt? Habe nur ich den Eindruck, als einer der zuletzt aufgrund subjektiv empfundener mangelnder Qualität, zunehmend auf Berichterstattung in TV und Print verzichtet, dass die Boulevardisierung der Medien mittlerweile auch den Sportbereich erreicht hat? Berichte über Taktik, Spielermaterial und die daraus sich ergebenden Optionen, Hintergrundinformationen auch über den Verein/das Team/das Trainer-Team sucht man meist vergebens. Viel wichtiger scheint die Geschwindigkeit – wer hat zuerst die passende Aufstellung, oder vermeldet als Erster einen Transfer – und wer mit wem aufs Zimmer geht bzw. andere schlagzeilenträchtige Themen. Der Rest plätschert recht seicht vor sich hin. An dieser Stelle übrigens der Hinweis auf Spielverlagerung.de. Ich muss zugeben, dass ich die EM nahezu ausschließlich über diese Seite verfolge, der Rest spricht mich nicht (mehr)so wirklich an.

Liegt es eigentlich an diesem „Wir“-Konstrukt, dass man versucht anderen vorzuschreiben, für wen und wann und warum sie Fan zu sein haben? „Du musst jetzt für Deutschland sein weil $Grund“ gern genommen in der Steigerungsform „…sonst bist du $Abwertendes“. Wieder einmal wird das „Wir“-Konstrukt benutzt um Druck aufzubauen bzw. auszugrenzen. Interessante Parallele am Rande: Vor einem gewissen „Finale dahoam“ vor wenigen Wochen wurde ebenfalls ständig gefragt „Du bist aber schon für Bayern!?“ bzw. „Du musst für Bayern sein weil $Grund“. Interessanterweise dann die umgekehrte Argumentation bei der Nationalmannschaft: „Du darfst nicht für die Nationalmannschaft sein weil da spielen ganz viele Spieler vom Lokalrivalen mit“. Anderen vorschreiben wann sie Fan zu sein haben und von wem und warum bzw. wann nicht, für mich persönlich doch ein wenig abstoßend. Aber dieses „Wir“, welches im Grunde ja nicht weiter störend wäre, gäbe es da nicht dieses „Ihr“, geht ja gelegentlich noch ein gutes Stück weiter. Und hier möchte ich vorab sagen, dass dies keinesfalls alle Fans der Nationalmannschaft betrifft und ich keinesfalls irgendwem den Spaß verderben möchte.

Fangesänge wie „Wir sind wieder einmarschiert“ ebenso wie „Sieg“-Rufe ausgerechnet in Polen und der Ukraine entbehren zumindest eines gewissen Feingefühls den Gastgebern gegenüber. In Reiseberichten wird ja die Gastfreundschaft in Polen und der Ukraine zum Teil über den grünen Klee gelobt, im Stadion scheint man – zum Zwecke des Provozierens? – jedoch dem Gastgeber, bedenkt man die Geschichte der Beziehungen zwischen den Ländern, erst mal auf den Teppich zu kacken. Wurden die Iren noch für ihre beeindruckende Gesangseinlage beim Ausscheiden gegen die Spanier gelobt, so scheint es bei deutschen Fans nicht weit her zu sein mit Gründen für Lob. Erschöpft sich die Kreativität wirklich bereits in oben Genanntem? Wo bleibt denn da die Kreativität der Fans, die oft gerühmte? Selbst beim Public Viewing dann Sprüche der Sorte „Endlich die Griechen rausgehauen. Liegt uns eh nur auf der Tasche, das faule Pack“. Soso, aber Politik hat natürlich beim Sport überhaupt nix verloren, wie man oft und gern behauptet, insbesondere wenn wieder einmal wer sich erdreistet darauf hinzuweisen, dass der Fußball für Alle da zu sein hat und es Bestrebungen manch Interessierter gibt für die dies eben nicht so ist. Es zeigt sich also die hässliche Fratze des Nationalismus, des nationalstaatlichen Denkens bei dem der Zufall – oder hat sich wer ausgesucht WO er geboren wurde? – dazu bemüht wird mithilfe des daraus konstruierten „Wir“ andere auszugrenzen bzw. zu diffamieren. Ja, es gibt Bemühungen des DFB, der Vereine und der Fans um der Ausgrenzung etwas entgegen zu setzen. Aber wenn immer wieder betont wird, wie gut die Zusammensetzung des Nationalteams doch zeigt das Integration funktioniert, entbehrt dies nicht einer gewissen Komik. Denn dem multikulturellen Aspekt, gern dafür hergenommen: Özil, Khedira, Podolski, läuft im Grunde genommen der dann von manch Fans gezeigte Nationalismus vollkommen entgegen.

Ja, es ist dieser so genannte entspannte Partypatriotismus wie er hier an einem Beispiel eindrucksvoll beschrieben wird, der einem sauer aufstößt. Und so zeigt sich die Bilanz wie folgt: 2006 – mitgefiebert und –gefeiert, zusammen mit Fans vieler Nationen (und das Ausscheiden ausgerechnet beim Italiener ums Eck angeschaut), 2008 – Public Viewing, aber hier bereits leicht genervt von der deutschen Handtuchmentalität (ab 08:00 Uhr ganze Bierbänke freihalten um ein Spiel spätabends anzuschauen), dann lieber in einer österreichischen Bar die Spiele anschauen; 2010 – Public Viewing-Versuche abgebrochen, Vuvuzela, alles aufgeblasen zum Event, dann lieber mit Freunden schauen, und nun – schlussendlich – 2012 – keinerlei Interesse mehr. Die Gründe wurden ja oben bereits aufgezählt und ich maße mir mit Sicherheit nicht an für andere zu sprechen oder aber ihnen Vorwürfe oder Vorschriften machen zu wollen. Es soll sein Fantum doch jeder ausleben wie er mag, so lange er andere respektiert. Ich freu mich bereits auf die Vorbereitungsspiele der Amateur-Löwen und den Start in die neue Saison in Liga 10 und 12. Bis dahin genieße ich die für mich fußballfreie Zeit.

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Montag, 4. Juni 2012
Fußballfans sind alles Verbrecher
Ich möchte zuerst vorausschicken, dass ich dies nur als einfacher Fußballfan schreibe. Aus der Sicht eines Fans also, der seit ein paar Jahren relativ aktiv ist in Faninitiativen. Aktiv wurde ich aufgrund hautnah miterlebter Polizeigewalt, vorher war ich lediglich ein „Gelegenheitsfan“ der halt gelegentlich mal ins Stadion ging und sich ansonsten für das drumherum nicht wirklich interessiert hat. Den Profifußball selbst verfolge ich seit dieser Saison nur am Rande. Dazu beigetragen haben der Verkauf eines Großteils der Profisparte meines Vereins ebenso wie unschöne Auswüchse zu denen für mich persönlich die Spielansetzungen, das zugekackt werden mit Werbung (Namensänderungen der Sportstätten, „diese gelbe Karte wird Ihnen präsentiert von...“), der Bau seelenloser Arenen ebenso zählen wie sinnbildlich das Medien-Buhei und die Diskussionen welche seit dem so genannten Skandalspiel in Düsseldorf als mediale Sau durchs Dorf getrieben wird.

Wie Fan-Anwalt Marco Noli im Interview schon richtig festgestellt hat:

Die meisten Medien haben häufiger einen Reflex zu skandalisieren und sind an einer sachlichen Diskussion gar nicht interessiert. Mittlerweile hat diese Hysterie das Ausmaß einer Hetzkampagne gegen Fußballfans erreicht. Das halte ich für sehr gefährlich. Begriffe wie »Randale«, »Krawalle« und »Ausschreitungen« werden völlig undifferenziert und inflationär verwendet. Die gesamte öffentliche Debatte ist völlig von der Realität abgedriftet.

Mit den mittlerweile hervorgebrachten Forderungen dürfte es da nicht anders ausschauen. Mal kurz aufgezählt, wer die Forderungen auf den Tisch gebracht hat und was meiner Meinung nach davon zu halten ist:

Innenminister Friedrich fordert also die Abschaffung der Stehplätze. Interessant wird’s, wenn man bedenkt, dass die Arena in Düsseldorf über gar keine Stehplätze verfügt sondern ein reines Sitzplatzstadion ist. In England zum Beispiel, welches als Beispiel gern mal genommen wird, gibt es ja mittlerweile Bestrebungen das Stehplatzverbot aufzuheben. Dass die Abschaffung der Stehplätze der Atmosphäre in den Stadien nicht unbedingt zuträglich war dürfte ein Grund sein dafür sein ebenso wie die horrenden Preise die sich manch Normalverdiener nicht mehr leisten kann und will. Allerdings könnte man Friedrichs Forderung auch konsequent weiter denken und das StewardCall einführen in den Stadien der Profivereine Deutschlands.

Eine weitere Forderung war die, Zuschauer in Sippenhaft zu nehmen mithilfe eines schwarzen Vorhangs der heruntergelassen wird wenn jemand im Block Pyrotechnik zündet. Der Vorschlag verdient ebenso viel Beachtung wie der nach Fußfesseln für Hooligans. Nur kurz sei angemerkt, dass dies alles nach einem Spiel diskutiert wird bei dem die Bilanz bei weitem nicht das im Anschluss folgende Geschrei rechtfertigt. Eine Forderung welche gefühlt alle zwei Wochen auf den Tisch gebracht wird und dann auch mit Leidenschaft auch in nicht gar so fußballaffinen Kreisen befürwortet wird, ist die Forderung nach einer finanziellen Beteiligung der Vereine an den Kosten der Polizei-Einsätze. Immer wieder hervorgebracht wird diese Forderung übrigens von den Polizeigewerkschaften, wobei mir bisher noch keiner schlüssig erklären könnte, warum es deren gleich so viele braucht (GdP, DpolG,...) wenn es sich dabei doch um Beamte handelt. Andererseits könnte dies auch die Schwankungsbreite bei den Zahlen erklären.

Diese reicht von 50 Millionen Euro bis hin zu neuerdings 100 Millionen Euro. Scheinbar alles Kosten, die ohne den Fußball nicht anfallen würden, sonst würde man diese Zahlen wohl kaum in den Raum schmeißen. Vielleicht hilft ja ein kleiner Blick in die Zahlen , um das Geschrei welches hierum gemacht wird gerade zu rücken:

Der deutsche Profifußball bringt dem Bund pro Jahr 1,5 Milliarden Euro an Steuern und ist damit zu 0,1 Prozent an den Einnahmen des Staatshaushaltes beteiligt.


Und wo ich gerade bei Zahlen bin, die Jahresberichte der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze lesen sich jetzt auch nicht unbedingt so, als wäre das Mediengeschrei gerechtfertigt. Und es sind sowieso mehrere Dinge die an den Debatten der letzten Wochen mir persönlich ein wenig sauer aufstoßen.

Da wäre zum einen die Fixierung auf die Kosten für Polizeieinsätze. Was zu kurz kommt, ist das, was der Fußball für die Gesellschaft leistet. Hört sich hochtrabend an? Nun, was Fans und sonstige Verantwortliche so alles auf die Beine stellen, seien es Fußballturniere untereinander, sei es Engagement in Fanzusammenschlüssen, das findet medial so gut wie keine Beachtung. Die Schickeria München, die Ultras eines gewissen Harlachinger Vereins, veranstalten seit Jahren beispielsweise ein Antirassistisches Fußballturnier und sind auch sonst sehr aktiv im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Co. Solche Beispiele ließen sich mit Sicherheit für jeden Verein samt Fans finden, ich hab hier nur einfach mal den Branchenprimus genommen. Vorletztes Wochenende waren die Löwenfans gegen Rechts auf ein Turnier samt Jubiläumsfeier nach Berlin eingeladen. Auch hier, auf dem Turnier des FC Franziskaner THC trafen sich Fans aus allen Himmelsrichtungen, sogar Italiener waren extra angereist. Auch hier: komplett ehrenamtliche Organisation. Von dem Engagement, welches ich die letzte Saison im Amateurbereich erlebt habe ganz zu schweigen.

Da wird Jugendlichen eine Heimat geboten, Turniere ebenso wie Sommerfeste und Ähnliches auf die Beine gestellt, mediale Erwähnung findet all dies nicht.
Während die Polizeigewerkschaften also medienwirksam immer wieder, teils hanebüchene, Forderungen aufstellen, fehlt es bei der Prävention an allen Ecken und Enden. Die Fanprojekte klagen über chronisch klamme Kassen, die Kosten für Polizeiensätze und Prävention stehen dagegen in einem krassen Missverhältnis. Andererseits werden Fanprojekte dann ganz gern mal medial als Schuldige hingestellt.

Der wild gewordene Medienmob der letzten Wochen hat mich ein wenig sprachlos gemacht. Ebenso diejenigen, welche sich nun gern als Hüter der Ordnung aufspielen und die harte Hand fordern. Es werden bürgerkriegsähnliche Zustände hergeschrieben. Es werden Behauptungen, wie beispielsweise die der Polizeigewerkschaften, ohne zu hinterfragen abgedruckt. Die Debatte findet dermaßen weitab jeglicher Realitäten statt, dass man nicht weiß, wo man anfangen sollte mit Fakten und Argumenten versuchen dagegen zu halten. Ich hoffe inständig, dass man sich endlich einmal besinnt und nicht versucht sich mit Horrormeldungen wie auch Maximalforderungen nach Bestrafungen zu übertreffen. Ich hoffe, man besinnt sich auch wieder auf die positiven Aspekte, die das Vereinsleben bringt und geht die Probleme die es unbestreitbar gibt – Rassismus, Antisemitismus, ja, auch Gewalt – an. Und dies kann nur gemeinsam geschehen. Die Schützengräben, die man in den letzten Wochen gegraben hat, helfen hierbei mit Sicherheit nicht.
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Sonntag, 20. Mai 2012
Ganz viel Fußball
Was eine Saison. Welcher Verein? Dürfte klar sein. Die Münchner Löwen stehen in der A- und C-Klasse zwar nicht auf einem Aufstiegsplatz und ein Aufstieg scheint eher unwahrscheinlich, aber es war trotzdem eine unterhaltsame Saison in der alle Beteiligten ihren Spaß hatten. Und die Niederungen des Amateurfußballs, dies wurde mir in dieser Saison mehr als deutlich bewusst, liegen mir persönlich nun einmal deutlich mehr als das was allerorten als Profifußball angeboten wird.

Allerdings linst man doch gelegentlich mal auf das Geschehen in den oberen Ligen. Da war - nicht nur - der Saisonendspurt doch auch recht spannend und scheint sich sogar, was die Ligenzugehörigkeit zweier Mannschaften angeht, noch ein wenig hinzuziehen. Was beim Spiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC ablief brauch ich wohl nicht beschreiben, es geisterte ja hinreichend durch die Gazetten. Das unfassbare Mediengeschrei wurde ja zum Glück auch schon sehr treffend kommentiert wofür recht herzlich zu danken ist. Da werden in den Medien Sondersendungen geschaltet und die Schlagzeilen für die "Chaoten" und "Randale" auf Seite 1 nahezu aller Zeitungen sind auch schon sicher inkl. Befragungen von so genannten Experten.

Der moralische Zeigefinger, der insbesondere in den Medien erhoben wird, erstaunt dann doch ein wenig, sieht man sich an mit welchen Bildern in der Werbung gearbeitet wird. Aber dieses heuchlerische Verhalten der Medien ist ja nun wirklich nichts neues. Und dieses Geschrei von einer "Neuen Dimension der Gewalt", das kommt mir irgendwie bekannt vor. Gut, mag man sich denken, sind halt die Medien, schlagzeilengeil, klickgeil, und dann auch noch sich als die Gralshüter des Urheberrechts aufspielen. Dummerweise verfängt das von den Medien gezeichnete Bild bei dem ein oder anderen. Wie oft durfte ich im nicht-fußballaffinen Freundes-/Verwandten-/Bekannten-/Kollegenkreis schon Diskussionen erleben welche nicht unbedingt faktenbasiert waren, in denen aber wenigstens der moralische Zeigefinger unverkennbar zu verorten war.

Ein gewisser Harlachinger Fußballverein schaffte es ja bekanntermaßen in zwei Endspiele und war auch beim Kampf um die Meisterschaft recht gut mit dabei. Gestern scheiterte man also auch beim letzten Versuch einen Titel in dieser Saison zu erringen. Begleitet wurden die Versuche von einem recht großen Medienbuhei und allerorten konnte man auf Werbeplakaten in München lesen welches Unternehmen diesem Verein die Daumen drückt, alles Gute wünscht uswusf. Und auch hier war es wieder einmal faszinierend anzusehen, wie viele Fußballexperten es denn auf einmal gibt. Menschen die sich sonst alle zwei Jahre für Fußball interessieren, eben wenn "Schland" mal wieder angesagt ist, aber ansonsten niemals ein Fußballspiel sich anschauen, plapperten ganz aufgeregt vom "Finale dahoam" und ähnlichem was groß als mediale Sau durchs Dorf getrieben wurde. Wie es sich mit dem groß angepriesenen "Finale dahoam"-Spruch verhält wurde bereits hier recht gut zerlegt. Auch wenn ich mich zu den so genannten "Zuagroasten" hinzurechnen darf (für alle Nichtbayern: das sind diejenigen welche nicht in Bayern geboren sind aber dort leben) so tut dieses betont bairische welches keines ist doch weh.

Bewusst hält man sich als Blauer aber aus Diskussionen der Teilzeitfans heraus. Man will ihnen den Spaß nicht verderben und Diskussionen sind meist einfach zu anstrengend da eher weitab von Fakten und auf Basis von Medienberichten (siehe oben) und Hörensagen geführt, garniert mit - da isser wieder - dem moralischen Zeigefinger. Und genau den bekommt man wieder zu spüren, beantwortet man die Frage "Für wen bistn im Finale?" falsch. Ähm, liebe Teilzeitfans, aber einem Anhänger des Lokalrivalen diese Frage zu stellen ist dann doch ein wenig....abwegig, nicht wahr?! Ich zitiere mal unseren Fanbeauftragten: Kein Fan von Celtic Glasgow würde so eine blöde Frage einem Rangers-Fan stellen.. Dank an den Bomber an dieser Stelle. Treffender hätte man das wirklich nicht ausdrücken können. Und, nein, ich werde mich mit Sicherheit nicht dafür rechtfertigen, dass ich dem Lokalrivalen NICHT die Daumen drücke und bin mir ziemlich sicher, dass selbst die Fans des Harlachinger Vereins (also diejenigen die nicht nur zu Endspielen oder nach gewonnenen Meisterschaften Fans dieses Vereins sind) dies verstehen werden.

Nun, bekanntermaßen ging man diese Saison leer aus, die ein oder andere Äußerung nach dem gestrigen Endspiel rief dann aber doch ein Schmunzeln bei mir hervor. Schlechte Zeiten? Ernsthaft? Ich glaub bei so etwas lacht sich ein Fan von bspw. RWO tot, aber nun denn. Irgendwie graust es mir aber schon wieder vor der anstehenden Europameisterschaft. Denn, wer dem Harlachinger Verein nicht die Daumen drückt, der kann auch nicht Fan der Nationalmannschaft sein. Nicht nur einmal gehört, diesen Nonsens. Und ich fürchte fast, dass auch dieses Jahr wieder ganz viele Teilzeitfans ankommen werden die meinen zu wissen wie der Hase läuft, die meinen zu wissen wie man zu feiern, zu jubeln, zu diskutieren hat und wie nicht und die anderen Vorschriften machen wollen. Natürlich, wie kanns auch anders sein, mit dem erhobenen Zeigefinger. Mit was denn sonst. Nein, ich werde dieses Babblig Fjuing denn auch dieses Jahr wieder meiden und mich lieber mit fußballaffinen Freunden auf das ein oder andere Bier in geselliger und ungestörter Runde treffen.
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